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pd-james-makelloser-todMöchten Sie einen offenen Kamin in jedem Zimmer? Hätten Sie gern eine Bibliothek, um sich den Tee darin servieren zu lassen? Um sich mit einem Krimi in einen Ohrensessel zurückzuziehen? Oder ist ein kleines Cottage aus Stein mit Rosen davor eher Ihr Fall? Dann ist dieser 550-Seiten-Schmöker von P.D. James vielleicht das Richtige für Sie.

Vor der Kulisse der malerischen Grafschaft Dorset lässt die mit Preisen dekorierte Altmeisterin des Britkrimis eine Journalistin ermorden, die gerade eine kosmetische Operation in der exklusiven Privatklinik Cheverell Manor überstanden hat. Über kurz oder lang tritt Commander Adam Dalgliesh auf den Plan, um das Rätsel zu lösen: Er wird für die Dauer der Ermittlungen eins der kleinen Cottages beziehen, in denen James auch die Bediensteten des Haupthauses unterbringt. Wir verstehen: Hier gibt es klare Standesunterschiede, jeder hat seinen Platz nach einem wohlgeordneten Plan. Dieser Hirarchie entkommt auch der Leser nicht, mit keinem Wort wird die feudale Gesellschaftsordnung auch nur ansatzweise in Frage gestellt, alles funktioniert wie am Schnürchen; Morgentee, Frühstück mit frischgebackenem Brot, Tee und Dinner in diesem oder jenem Raum des riesigen Tudorhauses, das man sich als Fachwerkpalast mit Erkerchen, Türmchen und Zinnen vorstellen kann. Dalgliesh und seine beiden Adjutanten ermitteln in aller Akribie und Gemütlichkeit in Dorset und London herum, einige Male gibt es Versammlungen aller Handelnden in der Bibliothek - wo sonst! - und dort können die Figuren zeigen, was sie am besten können: Status spielen, mit bissigen Bemerkungen, kleinen Gesten und Grimassen, die von den Mitarbeitern des Scotland Yard penibel registriert werden. Man fühlt sich an Agatha Christie erinnert, ohne die Brüchigkeit der Gesellschaftsordnung allerdings, die in Christies wesentlich älteren Romanen immer wieder spürbar wird. Dalgliesh, ein Player seit P.D. James' erstem Roman von 1962, erscheint blass, die unerwiderte Liebe seiner Mitarbeiterin pure Behauptung, die Dialoge zwischen den beiden belanglos, ohne Emotion. Routiniert schiebt die Autorin die Figuren in ihrem großen Puppenhaus hin und her, der Chirurg als unumstrittener Herrscher über das Manor, seine Untergebenen im medizinischen und häuslichen Bereich, das eine oder andere Faktotum. Alles geht seinen Gang, im letzten Viertel werden die Leichen aus dem Keller gezogen wie die Kaninchen aus dem Hut, am Ende darf Dalgliesh einen Mord verhindern und heiraten. Wie gesagt: Wenn Sie gern ins Feuer schauen und von einem Koch träumen, der Tee und selbstgebackene Scones serviert, wo immer Sie möchten, sind Sie hier richtig. (Ina Rager)

pd-james-makelloser-tod1Buch-Tipp:
P. D. James: Ein makelloser Tod
Bewertung: @@@
Originatlitel: The Private Patient
Übersetzung: Walter Ahlers und Elke Link
Verlag: Knaur Taschenbuch (2010)