noestlinger-franzIn der liebevoll gestalteten Buchreihe "Sonne, Mond und Sterne" im Oetinger Verlag werden regelmäßig Bücher für die 1., 2. und 3. Klasse veröffentlicht, bestens geeignet zum Vorlesen, aber auch für das erste eigene Leseerlebnis. Weihnachtsgeschichten dürfen in dieser Reihe natürlich nicht fehlen.

Die großen Kinderbuchautorinnen Astrid Lindgren und Christine Nöstlinger sind in dieser Reihe ebenso vertreten wie Ursel Scheffler, sowie aus der jüngeren Generation Erhard Dietl. Um das Lesen verstärkt zu fördern gibt es im Anhang jedes Buches ein Leserätsel. Mit der richtigen Lösung erhält man ein Passwort zu einem (Anmeldepflichtigen) Lesespiel im Internet.

dietl-olchisscheffler-paulaDie vier Weihnachtsbücher aus dieser Reihe, "Die Olchis feiern Weihnachten", "Paula auf dem Weihnachtsmarkt", "Weihnachtsgeschichten vom Franz" und "Pelle zieht aus" gilt es also zu (wieder)entdecken. Erhard Dietl schuf mit den Olchis eine richtig faule Familie, die sich nie waschen ("daher stinkt er fein faulig"), gerne Verschimmeltes und faulig Stinkendes mit ihrer Knubbelnase riechen und mit ihren Zähnen alles knacken können: Glas, Blech, Plastik, Holz oder Stein. Dennoch feiern auch Olchis Weihnachten, wobei ihre Weihnachtslieder zwar an bekannte Melodien orientieren, textlich jedoch neue Wege gehen, wenn sie z.B. singen: "O Grätenbaum, o Grätenbaum / du schmeckst so gut wie Seifenschaum. / Du schmeckst nicht nur zur Mittagszeit..." Schnee mögen Olchis nicht wirklich, weil der ja so sauber aussieht und Sauberkeit vertragen sie nun mal gar nicht, und wenn der Weihnachts-Olchi kommt, dann bringt er Geschenke wie Fischgräten und Reißnägel. Klar, dass die Olchi-Weihnachtsgeschichte fast schon an Slapstick erinnert; Der Olchi-Erfinder Erhard Dietl kann also aus der vollen Fantasie-Kiste schöpfen, und das macht er denn auch richtig gut. "Die Olchis feiern Weihnachten" ist keine stimmungsvolle Weihnachtsgeschichte, dafür aber eine ungemein witzige. Die deutsche Kinderbuchautorin Ursel Scheffler wiederum schrieb bis dato über 200 Kinderbücher, begonnen hat sie ihre Schriftstellerkarriere in den frühen 1970er Jahren, mit "Paula auf dem Weihnachtsmarkt" legt sie eine stimmungsvolle wie heitere und auch spannende Weihnachtsgeschichte für Leser ab 6 Jahren vor. Genussvoll breitet Scheffler den Weihnachtsgedanken aus, und lässt die Geschichte folgerichtig auf einem Weihnachtsmarkt spielen. "Es riecht nach Zimtäpfeln und Zuckermandeln. Ein wenig abseits vom Gedrängel steht der Weihnachtsmann mit einem kleinen Esel." Diese Stimmung wandelt sich, als plötzlich Titus, der Bruder von Paula, verschwunden ist. Besonders ansprechend auch die Zeichnungen von Dagmar Henze. Ihre Illustrationen erweisen sich als gelungener Wegbegleiter durch die fein gesponnene Geschichte von Ursel Scheffler. Herzerwärmend und richtig schön kitschig, also weihnachtlich stimmungsvoll. Genauso stellt man sich ein gutes Weihnachtsbuch zum Vorlesen vor.

 Franz und Pelle müssen sich ärgern

lindgren-pelle noestlinger-franz-weihnachtMit dem sensiblen Franz gelang Christine Nöstlinger Mitte bis Ende der 1990er Jahre eine herausragende literarische Figur. Ihre "Schulgeschichten vom Franz" zählen sicherlich zu den bemerkenswertesten Kinderbüchern im deutschen Sprachraum. Urkomisch und herrlich lustig ist auch ihr Buch "Weihnachtsgeschichten vom Franz". Es ist zwar nur ein Buch mit 6 Kapiteln, dieses kann man allerdings gut in zwei separate Vorlesegeschichten aufteilen, wenn man es nicht in einem Rutsch vorlesen möchte. Kurz zum Franz, wer ihn nicht kennt: "Der Franz ist acht Jahre und acht Monate alt. Er wohnt mit seiner Mama, seinem Papa und seinem großen Bruder, dem Josef, in der Hasengasse." Seine beste Freundin ist die Gabi, und der Eberhard Most ist sein Freund, der ihn auch beschützt. Schutz hat der Franz nämlich manchmal nötig, weil er der kleinste und schwächste Bub in der Klasse ist. Die Oma ist freilich auch ganz wichtig für Franz, wohnt allerdings im Altersheim, und wenn sich der Franz aufregt, bzw. aufregen muss, bekommt er eine furchtbar hohe Pieps-Stimme. Zu Weihnachten wünscht er sich ein Segelboot. Eines, das man selber zusammenbauen muss. Die Gabi wiederum macht ihm jedes Jahr zu Weihnachten äußerst seltsame Geschenke. Franz vermutet, dass sie ihm Sachen schenkt, die keiner mehr braucht. Franz ist natürlich auch neugierig und entdeckt durch Zufall ein Weihnachtspaket im Schrank. Er vermutet, dass es sein Geschenk ist - das Segelboot - kommt aber drauf, das es nur eine Puppenküche ist. Darüber hinaus kommt er (ebenfalls eher zufällig) drauf, dass die Gabi ihm heuer 3 Schraubenzieher schenken wird, die er schon gar nicht brauchen kann, sein Rivale Peter hingegen sollte eine Uhr mit Herzerln von der Gabi bekommen. Pieps, pieps, was kann man da nur dagegen machen? Böse ist auch Pelle, der Held aus der Geschichte "Pelle zieht aus" von Astrid Lindgren, der in dieser Buchreihe in einer gekürzten Fassung, wie es erstmals 1952 veröffentlicht wurde, vorliegt. Die gut 60 Jahre alte Geschichte sollte allgemein bekannt sein und hat erstaunlicherweise keine Patina angesetzt. Neu sind die Illustrationen von Katrin Engelking. Ihre Zeichnungen gehen atmosphärisch auf die Geschichte ein und sind für die gekürzte Fassung mehr als nur eine Ergänzung. (Manfred Horak)

Buch-Tipps:

Erhard Dietl: Die Olchis feiern Weihnachten
Bewertung: @@@@
Verlag: Oetinger (2010)
Altersempfehlung: 7+

Astrid Lindgren / Katrin Engelking: Pelle zieht aus
Bewertung: @@@@@
Verlag: Oetinger (2010)
Altersempfehlung: 6+

Christine Nöstlinger: Weihnachtsgeschichten vom Franz
Bewertung: @@@@@@
Verlag: Oetinger (2010)
Altersempfehlung: 7+

Ursel Scheffler / Dagmar Henze: Paula auf dem Weihnachtsmarkt
Bewertung: @@@@@
Verlag: Oetinger (2010)
Altersempfehlung: 6+