Eine kleine Kulturgeschichte über die Anfänge des Adventkalenders und wer ihn erfunden hat.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es Adventkalender (in Deutschland: Adventskalender), wie wir sie heute kennen. Spezielle Bilder oder andere Symbole, die das Ablaufen der Zeit bis zum Fest verdeutlichten, hatten allerdings auch bereits im 19. Jahrhundert vor allem protestantische Christen für die Adventzeit.

24 Bilder

wurden nach und nach an die Wand gehängt. Alternativ dazu gab es den einfachen, aber nicht weniger effektvollen Strichkalender, bei dem 24 Kreidestriche an die Wand oder die Tür gezeichnet wurden, von denen die Kinder täglich einen wegwischen durften. Ja, und dann gab es noch weitere Formen wie die Weihnachtsuhr, und auch eine Adventkerze, die jeden Tag bis zur nächsten Markierung abgebrannt werden durfte.

Als Erfinder des klassischen Adventkalenders

gilt jedoch Gerhard Lang (1881- 1974). Das erste gedruckte Exemplar verdankt seine Existenz den Kindheitserlebnissen des schwäbischen Pfarrersohnes aus Maulbronn. Seine Mutter zeichnete 24 Kästchen auf einen Karton - auf jedes war ein "Wibele", eine schwäbische Plätzchen-Spezialität, genäht. Gerhard Lang verzichtete in Folge auf die Gebäckstücke und verwendete stattdessen farbenprächtige Zeichnungen, die ausgeschnitten und auf einen Pappkarton geklebt werden konnten. 1908 verließ dieser erste, wenn auch noch fensterlose Adventkalender die Druckpresse.

Damals sprach man noch von Weihnachts-Kalender, oder Münchener Weihnachts-Kalender.

Seit ca. 1920 erschienen die ersten Adventkalender mit Türchen zum Öffnen auf dem Markt. Heute gibt es - wir wissen es alle - zahlreiche Varianten, sei es solche mit Schokolade gefüllte, sei es digitale, aber auch, und mittlerweile wieder sehr gefragt, antike Kalender in Form von Holzkästen, deren bemalte Vorderseite mit richtigen Scharniertüren versehen ist.

Retro-Look

Eine besonders schöne, vielfältige Auswahl an Adventkalendern bietet der Coppenrath Verlag. Nostalgische Kalender sind ebenfalls in deren Adventkalender-Programm wie verspielte Kalender. Stimmungsvoll illustriert kommen z.B. Aufstellkalender besonders gut am Fenster oder vor Lichtquellen zur Geltung. Nostalgische Kalender wiederum, veredelt mit irisierendem Glitter und Schleifenband, sind auf den ersten Blick vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber man schaut ja nicht nur einmal hin, sondern zumindest einmal täglich, um das Tagesfenster zu finden - und da entdeckt man dann nicht nur die Türchen, sondern auch sehr viele liebevoll ausgearbeitete Details. Sehr hübsch ist auch der von Anne Mußenbrock gestaltete Kalender mit dem Titel "Weihnachtsallerlei", der mit einem alten Weihnachtslied und filigranen Weihnachtsmotiven hinter den 24 Türchen daherkommt, auf edlem Karton gedruckt und geprägt wurde.

  • adventkalender_adventkerze
  • adventkalender_allerlei
  • adventkalender_kinder-der-welt
  • adventkalender_weihnacht-auf-der-burg
  • adventkalender_weihnachts-abc

Weihnacht auf der Burg

Die zauberhafte Burg Satzvey in der Eifel ist hingegen das Motiv von "Weihnacht auf der Burg", designt von Barbara Behr. Jedes Jahr an den Adventwochenenden verwandelt sich die Burg Satzvey in ein Weihnachtsparadies mit mittelalterlichem Krippenspiel und romantischem Weihnachtsmarkt. Wer sich also nicht nur den Kalender an die Wand hängen möchte, kann sich auch ganz real vor Ort begeben. Der nostalgische Schiebekalender "Schöne Winterzeit" wiederum bringt jeden Tag eine neue Schiebefigur aus der verschneiten Winterszene zum Vorschein, bis am Heiligabend alle Engel, Kinder und Tiere zum weihnachtlichen Stelldichein versammelt sind.

Bei den Kindern der Welt

Groß und sehr rund ist der von Anne Isabelle Le Touzé illustrierte Kalender "Weihnachten bei den Kindern der Welt", der uns auf eine Reise zu den Kindern aus 24 Ländern unserer Erde mitnimmt. Zu jedem Kind gehört ein Türchen, hinter dem sich etwas Besonderes, Wissenswertes oder Lustiges in kleinen Texten und farbenfrohen Bildern zum jeweiligen Land versteckt. So erfährt man z.B., dass der Weihnachtsbaum für die Kinder in Grönland etwas ganz Besonderes ist, weil es dort ja keine Tannenbäume gibt. Wie und woher die Weihnachtsbäume nach Grönland kommen erfährt man dabei ebenso, wie auch z.B., dass das Weihnachtsfest in Polen "Sternenfest" genannt wird, bei dem das Festessen das wichtigste ist und aus 12 Gerichten besteht. Und: Am Tisch bleibt ein Platz frei, falls ein unerwarteter Gast zu Besuch kommt. Man erfährt aber auch, warum Kinder im südamerikanischen Bolivien Anfang Dezember Saatkörner in mit Erde gefüllte Tontöpfe stecken. Weihnachten bei den Kindern der Welt ist also quasi der Bildungsadventkalender unter den Adventkalendern. //

Text: Manfred Horak
Abb.: Coppenrath Verlag