Regierungssoundtrack
Nun haben wir es also, den Bestseller für die Medien – die neue Regierung. Groß will sie sein und möglichst koalierend. In jedem Fall ist sie Aufsehen erregend und diskussionswürdig. Was noch fehlt ist der geeignete Soundtrack? Bitte schön: „Soll ich fragen, soll ich bitten,/soll ich drohen, soll ich schreien?/Ach die Ohren sind verschlossen/und die Seelen taub wie Stein.“, sang Rio Reiser in „Ich will Rot!“, denn: „Rot will die Freiheit und die Freiheit will Rot!“
Dem schiebe ich gleich noch einen Salonkracher hinterher, nämlich „Befragung eines Kriegsdienstverweigerers“ von Franz Josef Degenhardt: „So nun wollen wir aber wirklich wissen/was sie tun/also noch mal/ein paar schwere Jungs/schwer bewaffnet und betrunken/nachts im Park/machen sich an ihre Freundin ran/SIE haben wieder die MP dabei/na was machen sie/was sagen sie uns da/sie wehren sich/weil sie ja in Notwehr sind/ätsch/das ist aber falsch/durften sie nicht sagen/richtig ist die Antwort nämlich die/ich werfe meine Waffe fort/und dann bitte ich die Herrn/mit der Vergewaltigung doch bitte aufzuhören/was sagen sie uns da/sie kämen als Soldat doch nie in eine solche Situation/fangen sie schon wieder an/ist doch Politik/hat doch mit Gewissen nichts zu tun“.
Okay, das geht zwar jetzt schon sehr ins Detail, aber vielleicht mag der eine oder andere an den Tag zurück denken wie er vor der Gewissenskommission stand. Ein Spiegel mag da oft weiterhelfen.
Und weil man auch so viel davon hört und liest, dass das Vertrauen in die Politik Erschütterungen erhielt, alles Quatsch, denn „If you need somebody to trust/Trust yourself“ heißt es schließlich in „Trust yourself“ von Bob Dylan.
Ja, und weil Studentenvertreter des SPÖ-nahen VSStÖ den Eingang zum SPÖ-Haus in Salzburg-Mülln zumauerten muss natürlich an „The Wall“ von Pink Floyd erinnert werden. Roger Waters textete z.B. im finalen Lied „Outside the Wall“ die Strophe “Diejenigen, die dich wirklich lieben/gehen vor der Mauer auf und ab/Manche Hand in Hand,/andere vereint zu Gruppen.“.
Prinzipielle Lieder sind aber auch nicht zu verachten, so fällt mir spontan das Lied „Don’t worry about the Government“ von Talking Heads ein bzw. „Die Welt ist kompliziert“ von Ringsgwandl, der da singt „Da oane sogt, so geht des net, da wird protestiert,/der nächste sogt, genauso ghörts, weils sonst nicht funktioniert“. Na, wie auch immer: „Schenk mir noch einen Wodka ein, die Welt ist kompliziert“.
Der gleiche Ringsgwandl, der in „Der Konsumverweigerer“ zum Ausdruck bringt „i hob wahrscheinlich die falsche Partei gwählt,/irgendwos, scheint’s, mach i do verkehrt.“
Aber das ist, so allgemein gehalten es auch ist, doch wieder sehr speziell. Interessant ist auch das Gedicht „Lob der Verzweiflung“ von Theodor Kramer, das bereits einige Male vertont wurde, zuletzt von Wenzel: „Verzweiflung, Freund des Armen,/du letzter Rest vom Rest,/du hast mit ihm Erbarmen,/wenn alles ihn verlässt,/du lässt sein bisschen Leben/im Schein des frühen Lichts/sich krümmen und erheben/und führst ihn dann ins Nichts.“
In diesem Sinne, eine angenehme Kulturwoche und viel Spaß beim Schmökern. (mh)
Martini meets Marlene in der Roten Bar im Volkstheater am 11.1. (siehe Foto), das Tullamore Dew 1st Irish Music Festival im Charlie P’s am 11.1., Bradley – täglich bis 13.1. - im Theater der Jugend, Deep Purple's Don Airey Band im Joe Zawinuls Birdland am 12.1., Georgi Yanev & Orpheus Orchestra im OST am 12.1., Artists for Tichý - Tichý for Artists den ganzen Januar hindurch im Museum Moderner Kunst Passau, La Traviata zum Mitsingen im Theater L.E.O. am 13. und 14.1., Lisa Bassenge & Band am 13.1. im Porgy & Bess, „Haut und Himmel“ im RabenhofTheater zwischen 15. und 20.1., Robert Bachner Big Band am 15.1. im Porgy & Bess, Film und Diskussion zu Martin Krenns Aufzeichnungen zum Widerstand am 17.1. im Cinema Paradiso in St. Pölten, u.v.m.
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