Kunst, Kultur und Sport fördern wie nichts sonst den gesellschaftlichen Austausch und Zusammenhalt. Sie reichen bis ins Privateste. Sie erwirtschaften für ihren Bereich und andere Bereiche Geld, sie sorgen für Besucher/innen und Gäste, Zuhörer/inn/en, Leser/innen, Hörer/innen, Eigenaktivitäten.
Von der Hochkultur bis zur Breitenkultur, von der musealen Kunst und Kultur bis zur Gegenwartskunst, der Popkultur bis zur Unterhaltungskultur, vom etablierten Kulturbetrieb bis zur freien Szene und Brauchtumskultur, vom Breitensport bis zum Spitzensport, Behindertensport, Ausgleichssport und Teamsport: Ohne sie gibt es kein öffentliches und gesellschaftliches Leben. Ohne sie gibt es keinen Tourismus, keine Bildung, keine seelische und körperliche Gesundheit. Ohne sie gibt es keine Verständigung über innere und äußere Grenzen hinweg.
Kunst, Kultur und Sport sind von elementarer Bedeutung für das Zusammenleben, in den kleinsten Orten genauso wie in den größten Metropolen. Sie gehören zu Dorf-, Feuerwehr- und Sportfesten ebenso wie zu Sportgroßveranstaltungen, Festivals und Festspielen. Millionen von Menschen in Österreich verbringen ihre freie Zeit mit kulturellen und sportlichen Aktivitäten. Abermillionen Menschen kommen nach Österreich der Kunst, Kultur und des Sports wegen.
Genau das dürfte der Politik in Österreich trotz gegenteiliger Beteuerungen nur sehr wenig bewusst sein.
Statt Akzente zu setzen, die der jetzigen Situation angemessen sind, reagiert sie mit vagen Ankündigungen und Vertröstungen auf spätere Zeitpunkte und verlässt sie sich darauf, dass Kunst, Kultur und der Sport sich selber helfen und wenn und wo nicht, dass soziale Unterstützungsmaßnahmen greifen, die vorne und hinten nicht genügen.
Es ist die falsche Politik, auf die Verhinderung der Kollabierung des Gesundheitssystems und die Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens zu setzen und dafür das Zusammenbrechen eines funktionierenden Kunst-, Kultur- und Sportbetriebs in Kauf zu nehmen.
Es ist die falsche Politik, aus Menschen, die bisher von ihrer Arbeit gelebt haben, Bittsteller zu machen, und, wenn sie Bittsteller geworden sind, ihnen Hilfestellungen anzubieten, die ihnen nur noch die Weiterexistenz an und unter der Armutsgrenze erlauben.
Es ist die falsche Politik, sich auf die Kreativität der Kunst- und Kulturszene zu verlassen und auf die Integrität und die Loyalität der Stimmen aus der Kunst und Kultur, statt mit ihr gemeinsam nach Möglichkeiten zur Programmgestaltung in den Schließmonaten und für die zwangsspielfreie Zeit und zur Öffnung zu suchen. Dasselbe gilt für den Sport.
Es ist die falsche Politik, nach außen den Eindruck zu vermitteln, die Einnahmenausfälle könnten kompensiert werden, und nach innen nicht mehr als das Geld für die Instandhaltung zur Verfügung stellen bzw. für die Abdeckung der existenziellen Grundbedürfnisse sorgen zu können.
Wir bangen nicht um die Milliarden-Geschäfte und um die Aufrechterhaltung von Verbandsstrukturen im Sport, wir fürchten nicht mit der Unterhaltungsindustrie um ihre Gewinne, wir denken an die unzähligen einzelnen Aktivitäten und Akteurinnen und Akteure, die im Kunst-, Kultur- und Sportleben zu finden sind – an der Basis, in den Einrichtungen und/oder als Einzelne.
Erforderlich sind zumindest:
1. Realistische Vorgaben und Bedingungen mit fixen Datumsangaben, wann unter welchen Bedingungen welcher Betrieb wiederaufgenommen werden kann.
2. Temporäre Soforthilfen in allen Bereichen, in denen Weiterarbeit möglich ist, wie im Bereich der Buch-, Tonträger-, Bild-Tonträger, Zeitungs-, Zeitschriften- und Medienproduktion.
3. Unterstützungen durch den Härtefallfonds und den Covid-19-Fonds des Künstlersozialversicherungs-Fonds sowie durch andere solcher Einrichtungen im maximal möglichen Ausmaß, bedarfsorientiert und nicht eingeschränkt auf den derzeitigen Beobachtungszeitraum bis Mitte Juni.
4. Kostenloser Rechtsbeistand und Übernahme der Kosten und von Forderungen überall, wo Personen und Einrichtungen von Ausfallshaftungen bedroht und Zahlungen zu leisten sind.
5. Unterstützung von allen Aktivitäten, die zu bezahlter Arbeit und dem Verkauf von Produkten führen.
6. Ständiger direkter Austausch mit allen Interessenvertretungen der Betroffenen in Videokonferenzen etc.
7. Enge Zusammenarbeit des Bundes mit den Ländern und Gemeinden sowie der Regierung mit der Opposition.
8. Gleichbehandlung des semi-professionellen und des Amateur-Sportbetriebs mit dem Profi-Sport bzw. des semi-professionellen und Amateurbereichs mit dem professionellen Kunst- und Kulturbetrieb.
Aufruf/Appell von:
Gerhard Ruiss, Autor, Musiker, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren
Clemens Feigel, Galerist (Eremitage am Kamp), Verleger, Unternehmensberater
Ursula Prutsch, Historikerin, Autorin, Professorin für Geschichte der USA und Lateinamerikas an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Harald Ruiss, BHS-Lehrer, Vorsitzender der IG Referee
Peter Paul Skrepek, Musiker, Autor, Präsident der Musikergilde
Sylvia Treudl, Autorin, Verlegerin, Herausgeberin, Obfrau des ULNOE - Literaturhaus Niederösterreich
Klaus Zeyringer, Literaturwissenschaftler, Autor, Sport-Kulturpublizist