Wie ein mutiger Koch, der immer wieder Neues auf den Tisch bringt agiert Thomas Andreas Beck als Kurator vom Weinsommer Gumpoldskirchen. Kulinarik und das abwechslungsreiche Musikprogramm gehen dabei eine spannende Symbiose ein.
10 Konzerte bietet der Weinsommer Gumpoldskirchen 2019 bei freiem Eintritt am historischen Marktplatz. Die Konzertbühne ist direkt über dem alten Marktbrunnen am Schrannenplatz aufgebaut - traditionell ein Ort der Zusammenkunft. So kommen hier nun die Menschen seit 2016 wieder zusammen, um Kulinarisches und Qualitätsmusik zu genießen. Eröffnet wird die Konzertreihe am Samstag, 17. August 2019 mit Kollegium Kalksburg (17 Uhr), um 20 Uhr folgt die Band tanzenanders. Schon im letzten Jahr wussten Skolka mit ihrer tanzbaren Mischung aus Ska und Polka in Gumpoldskirchen zu überzeugen und sind heuer wieder dabei (18.8.). Gefolgt vom Singer-Songwriter Harry Ahamer (19.8.), der im Duo auftreten wird und von Die Echten (20.8.). Diese Gruppe reist mit musikalischer wie stimmlicher Power an und war bereits zwei Mal für den österreichischen Musikpreis Amadeus nominiert. Auf die Ruhe setzt am 21. August dagegen Felix Kramer, er hat kürzlich ein viel gelobtes Album veröffentlicht - mit Romanen, verpackt in 4-Minuten-Poplieder. Kramer hat das Zeug dazu vom Geheimtipp zum Publikumsliebling in Gumpoldskirchen zu werden. Einen Sonderstatus in der österreichischen Musikszene haben Café Drechsler (22.8.) längst erreicht - im Gepäck hat die dreiköpfige Band das aktuelle Album "and now ... Boogie!" - live kann (nahezu) alles passieren! Nach Voodoo Jürgens (23.8.) und Dunkelbunt (24.8.) lassen Ernst Molden und das Frauenorchester den Schlussakkord beim Weinsommer Gumpoldskirchen 2019 erklingen. Der Kurator Thomas Andreas Beck stand im Vorfeld zur Konzertreihe für ein Interview zur Verfügung.
Kulturwoche.at: Was sind die speziellen Herausforderungen, wenn man ein kleines Festival wie den Weinsommer Gumpoldskirchen 2019 organisiert?
Thomas Andreas Beck: Als "klein" würde ich den Weinsommer Gumpoldskirchen 2019 gar nicht mehr bezeichnen. Über neun Tage bieten wir hochkarätige live Kunst, quer durch die Genres Liedermacher, Wienerlied, Rock/Pop und heuer sogar Jazz. Doch das Kulturprogramm ist ja nur ein ergänzender Teil des Festivals, viele Bewohner/innen von Gumpoldskirchen organisieren Gastronomie auf höchstem Niveau, kümmern sich um die Finanzierung, die Pressebetreuung, und nicht zuletzt die Behörden. Wir schaffen es ja zum Beispiel, dass eine Bundesstraße für neun Tage und Nächte vollkommen für den Verkehr gesperrt wird und dem Weinsommer Gumpoldskirchen 2019 der gesamte Ortskern rund um den Dorfbrunnen als Festraum zur Verfügung steht. Und genau diese Vielfalt ist auch das Spezielle für uns alle.
Welche Konzerte beim Weinsommer Gumpoldskirchen 2019 würdest du besonders empfehlen?
Thomas Andreas Beck: Schwierige Frage. Unter allen Künstlern sticht eine Band heraus: tanzenanders! Die Burschen sind in Gumpoldskirchen daheim und spielten 2018 als unbekannte Vorband. Was wir dann erlebten war ein berauschendes Konzert von hungrigen jungen Musikern, knackige Musik, Eigenkompositionen und Covers gemischt. Der Frontmann der Band, Max, hat ein Charisma, welches mich an den jungen Hans Hölzel alias Falco erinnert. Heuer sind tanzenanders unser Hauptact und eröffnen am Samstag das Festival.
Finden die Konzerte bei jedem Wetter statt?
Thomas Andreas Beck: Bisher konnten wir immer spielen - obwohl die Bühne komplett im Freien unter dem Sternenhimmel steht. Die Grenze des Möglichen ist die Sicherheit der Gäste und Künstler - so wie bei jedem guten Open-Air-Event.
Gibt es aus den letzten Jahren des Weinsommers von den Konzerten her eine besondere Anekdote?
Thomas Andreas Beck: Ja da gibt es viel zu erzählen. Am lustigsten fand ich folgende Episode mit Attwenger: In ihrem Vertrag steht, dass sie nur dann auf die Bühne gehen, wenn sie zuvor ein kaltes Schweinsbratl mit frisch gerissenem Kren serviert bekommen. Ich gehe also um Punkt 20 Uhr auf die Bühne, sage voller Enthusiasmus Attwenger an, das Publikum tobt, und: Niemand kommt auf die Bühne. Ich sage sie ein zweites Mal an, und: Niemand kommt. Ich gehe wieder ab und schau wo die beiden sind. Da sitzen die beiden auf einem Heurigentisch nahe der Bühne und essen genüsslich. Hans-Peter Falkner zu mir: "Woat a bissl, des Bratl ist so guad!" Fünf Minuten später wischten sie sich Finger und Mund ab, stiegen auf die Bühne und es ging los!
Welchen Wein trinkst du selbst am liebsten?
Thomas Andreas Beck: Das halte ich ganz mit dem Wiener Altbürgermeister: Grüner Veltliner mit prickelndem Soda sommerlich gespritzt. Also eher untypisch für die Weinregion Gumpoldskirchen, wo ja die Weißweine Rotgipfler, Zierfandler und Welschriesling daheim sind. Beim Roten liebe ich den Blauen Portugieser - natürlich aus der Region.
Du bist ja selbst auch Musiker - was sind deine nächsten Pläne?
Thomas Andreas Beck: Ich bin vor genau einem Jahr in eine künstlerische Leere gefallen. Nach einem wundervollen Solo Konzert im WUK hatte ich das Bedürfnis nach Stille. Ich sammelte im Winter erste Erfahrungen mit Lesungen, etwas wo großes Potenzial für mich ist, ich arbeite an einem Buch voller Texte, welche keine Lieder geworden sind. In meiner neuen Heimat Breitenbrunn am Neusiedlersee schreibe ich Texte und teilweise werden Lieder daraus. Aus meinem neuen Freundeskreis hier hat sich kurzfristig ein Konzert ergeben, am 2. August 2019 spiele ich gemeinsam mit meinem langjährigen Gitarristen Bernhard Krinner und Schlagzeuger Christoph Sztrakati im Strandbad Breitenbrunn. Kann gut sein, dass daraus mein neues Programm wird. Ich spüre wieder Freude und Sehnsucht nach Konzerten. //
Interview und Text: Robert Fischer
Fotos: Tourismusbüro Gumpoldskirchen
Kurz-Info:
Weinsommer Gumpoldskirchen 2019
17. bis 25.8.2019
Täglich ab 16 Uhr, Sonntag ab 11 Uhr
Schrannenplatz, 2352 Gumpoldskirchen
Eintritt frei, bei Schlechtwetter wird die Bühne überdacht