"Zerschlag mein Herz", der erste Spielfilm von Alexandra Makarová, ist ein Film der viel will, stecken bleibt und nirgends ankommt.

Geschichte einer unmöglichen Liebe

Innenansicht einer Zweizimmerwohnung in Wien: Da ist ein Waschbecken, über dem der 14-jährige Pepe (Roman Horváth) täglich die schwarzen Lederschuhe seines verstorbenen Vaters schrubbt. Da sind die weißen Plastiksessel im Innenhof, wo allabendlich Terezka und der Transvestit Jess Bier trinken und Karten spielen, bevor sie zur Arbeit gehen: Straßenstrich. Da sind die U-Bahnen und der sommerlich belebte Donaukanal, wo Pepe bettelnd Passanten anspricht. Und da ist Rocky: Der so schmierige wie jähzornige Vorsteher der Wohngemeinschaft - dem Klischee entsprechend meistens rauchend im weißen Unterhemd.

Es kommt Marcela (Simona Kováčová), das "neue Mädchen" aus dem Dorf in der Ostslowakei, geschickt um die Schulden ihres Vaters abzuarbeiten. Und es kommt, wie es kommen muss: Pepe verliebt sich in Marcela. Weniger schlüssig ist der Umstand, dass sich auch Rocky in sie verliebt. Damit aber ist der Ausgangspunkt für eine Wendung hin zur "Geschichte einer unmöglichen Liebe" etabliert.

Als Rocky nach einem tragischen Unfall Terezka zurück in ihr Heimatdorf in die Ostslowakei bringt, genießen Pepe und Marcela unbeschwerte Tage. Man sieht Pepes und Marcelas Silhouetten vor einer Opernarienleinwand, neonfarben leuchtende Freundschaftsbänder in der Disko, Automatenfotos der beiden verkleidet als Brautpaar. Schließlich den ersten Kuss in einem leuchtend blauen Pool: "Let's run away together. Just you and me." - "Where will we live, what will we eat?" - "As long as you are with me, nothing else matters." Sätze zweier Vierzehnjähriger.

Ein Märchen - inspired by true moments

"Zerschlag mein Herz" will viel: Die Geschichte einer jungen Liebe erzählen, sowie von den Bedingungen eines (exemplarischen) Lebens als Roma in Wien. Unterhaltsam, komisch und voller schöner Bilder sein und gleichzeitig harte Realität zeigen. Ein trunken torkelnder Transvestit im nuttigen Outfit, der versucht seine Zigarette mit den Highheels auszumachen ist witzig. Der kleine Bruder ertrunken, die Mutter Straßenprostituierte, das Familienoberhaupt gewalttätig. Nahaufnahmen im ostslowakischen Roma-Dorf blicken abschätzig auf die Hornhaut der dicken Frau in Hausschuhen und die schnapsselige, schwitzende Hochzeitsgesellschaft. Wenig später auf die "ach so armen, aber glücklichen" Kinder: Laufend, winkend - in Kleidern, so leuchtend bunt wie aus der Waschmittelwerbung. Vergewaltigung, Prostitution, sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt und bittere Armut verkommen zu Kulissen in einem kitschigen Liebesfilm. //

Text: Tatjana Fiedler
Fotos: Georg Weiss
Diese Filmkritik entstand beim Workshop "Filmkritiken schreiben" im Rahmen der Diagonale 2018 unter der Leitung von Manfred Horak (Kulturwoche.at) in Kooperation mit Diagonale - Festival des österreichischen Films, Kleine Zeitung und Radio Helsinki. Bei Radio Helsinki entstand mit der Moderatorin Irene Meinitzer auch nachfolgende 60-minütige Live-Sendung.


Film-Info:
Zerschlag mein Herz
Bewertung: @@
Spielfilm, AT 2018, 99 min, 15.3. OmeU / 17.3. OmdU
Regie: Alexandra Makarová
Buch: Alexandra Makarová, Sebastian Schmidl
Darsteller/innen: Simona Kováčová, Roman Pokuta, František Balog, Simonida Selimovic, Maximillian Six, Martin Gábor, Wolfgang Zechmayer, Eva Spreitzhofer, Saša Makarová
Kamera: Georg Weiss
Schnitt: Lisa Zoe Geretschläger
Originalton und Sounddesign: Peter Rösner
Musik: Johannes Winkler
Szenenbild und Kostüm: Momo Ehegartner
Dramaturgie: Senad Halilbasic
Casting: Juraj Baláz
Produzent/innen: Simon Schwarz, Konstantin Seitz
Produktion: Alternative Productions