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kifi14-omazubesuch1Bei dem knapp über einstündigen Kinofilm Oma zu Besuch steht Musik voll und ganz im Mittepunkt. Heraus kommt ein farbenfrohes, musikalisch geschmackssicheres Ereignis für junges Publikum ab fünf Jahren.

Wenn die Oma zu Besuch kommt und nur die halbe Wahrheit über die neuen Lebensverhältnisse ihrer Tochter Bescheid weiß, dann kann ein ganz schönes Kuddelmuddel herauskommen. So entstand unter der Regie von Lisa Marie Gamlem ("Lilyhammer") ein Musikfilm als europäische Variation des amerikanischen Musical-Formats, metadiegetisch genährt. Oma besucht also ihre Tochter, die bereits vierfache Mama ist, mit dem Wissen, dass die Patchwork-Familie mit Are einen neuen Vater hat und dass das erste gemeinsame Baby unterwegs ist. Was Oma nicht weiß ist, dass er ebenfalls vier Kinder in den neuen Haushalt mitbringt, und irgendwie gelingt es ihnen nicht, es Oma schonend beizubringen, also wird es geheim gehalten. Eine große Herausforderung, da deren gemeinsame Wohnung sehr übersichtlich ist. Oma wiederum verschweigt ihnen auch etwas, nämlich, dass sie aus dem Altersheim ausgebüchst ist - sie hält es dort einfach nicht mehr aus, ist aber viel zu schüchtern, um ihre Tochter zu fragen, ob sie denn nicht für immer bei und mit ihnen leben kann.

Mary Lou und Mix Master 2000

Are kauft sich einen blauen VW-Bus, da er sich gerne als Schokoladenvertreter selbständig machen möchte. Blöderweise wird die Neuanschaffung prompt gestohlen, woraufhin sich eine Tochter - die auf Individualität Wert legende Mona - mit ihrer Oma auf Diebessuche begibt. Der Autodieb ist jedoch kein klassischer Bösewicht, sondern eher einer von der gutmütigen Sorte, der, da er gerne Süßspeisen isst, von Mona und Oma rasch ausfindig gemacht wird, und zwar in einem großen Kaufhaus, wo sie auf der Suche nach einem neuen Schneebesen sind. Das Kaufhaus wird von der Regisseurin in eine Art Kathedrale umfunktioniert und der Schneebesen-Verkäufer als Priester preist das neue Schneebesen Modell "Mix Master 2000" in einem Gospel-Song an. Herrlich! Der Autodieb wiederum wollte immer schon mal einen VW-Bus haben, lackierte diesen in grün um und singt während einer Fahrt ein souliges Liebeslied an "sein" Auto, das er "Mary Lou" nennt. Neben diesen beiden musikalischen Herzstücken des Films gibt es noch jede Menge anderer, jazzige, orchestrale, poppige Lieder - aber keine peinliche. "Oma zu Besuch" ist ein sehr farbenfroher Film, der die ganze Zeit über eine gute Laune ausstrahlt. Bei aller Einfachheit der zugrunde liegenden Geschichte: Hinsichtlich der Choreografie und der musikalischen Qualität ist dieser norwegische Film sicherlich die große positive Überraschung des Festivals. (Text: Manfred Horak; Fotos: Kinderfilmfestival 2014)

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Kurz-Infos:

Oma zu Besuch
Altersempfehlung: 5+
Bewertung: @@@@
Österreich-Premiere: 19.11.2014
66 Minuten (Norwegen)

Regie: Lisa Marie Gamlem
Mit: Marit Opsahl Grefberg, Ingrid Bolsø Berdal, Thomas Bye, Steinar Sagen u. a.