Im Jahr 1982: Ein Land, in dem trotz allem das Leben weitergeht. Trotz der Februarkälte, welche die Landschaft zum Innehalten zwingt, das Wasser in den Seen gefrieren und die Zweige der Bäume so gespannt wie Violinenseiten werden lässt. Die Vögel sind in weniger desolate Gegenden geflogen, und die Bären schlafen fest. In den Städten geht alles seinen gewohnten Gang. Das schimmernde Grün der Straßenbeleuchtung hält die Dunkelheit auf den gestreuten und mit Salz bedeckten Straßen in Schach. Das Öl aus einem fernen Land brennt in den Heizungskellern der Häuserblocks. Die Menschen, die dort leben, bewahren in sich die Hoffnung auf das genaue Gegenteil all dessen. Sie kommen nach Hause und ziehen die dampfenden Winterstiefel aus. Knisternde Acrylpullover über ihren Köpfen, grobe Nylonstrumpfhosen, knotige Teppichböden. All dies Teil der menschlichen Elektrizität. Da sind die hart arbeitenden Mütter aus den Vororten, die treuen Väter, die den Frost von den Scheiben ihrer SAABs kratzen. Da sind die Kinder, die trotz der Dunkelheit um sieben Uhr aufstehen und zur Schule gehen, wo sie alle pflichtbewusst ihre Teller voll Leber aufessen. Jeder liest irgendeine Zeitung am Morgen und irgendeine Zeitung am Abend, schaut irgendeine Nachrichtensendung, in der Politiker über das U-Boot diskutieren, das auf Grund gelaufen ist. Zwei Arten des Denkens: rot oder blau. Wie können sie so etwas ertragen, diejenigen, die dort leben? Die Menschen, die sich nicht nach zwischenmenschlicher Wärme sehnen, die ihren Mund halten und sich gegenseitig den Rücken zukehren. Aus Angst, wie Statuen in tausend Teile zu zerspringen, aus Angst, sich gegenseitig zu töten. Als ich John Ajvide Lindqvists Roman "So finster die Nacht" letzten Sommer las, wusste ich mit Bestimmtheit, dass ich diese Geschichte auf die Leinwand bringen muss. So etwas erlebt man nur bei einem Drehbuch oder einem Roman unter hundert. Meistens sind es Teile des Materials, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ein Gefühl hier, ein Detail da, und die mich zwingen, den Stoff in meine gierigen Hände zu kriegen und ihn für den Film um zu schreiben. Dieses Mal war es anders. Hier lag eine Geschichte vor, die sowohl große Literatur als auch fantastisches Drama ist. Trotz des deprimierenden Hintergrunds eines bleiernen, grauen Schwedens, der harten sozialen Bedingungen, dem Mobbing und der blutigen Gewalt, ist für mich "So finster die Nacht" eine romantische Liebesgeschichte mit einem hoffnungsvollen und glücklichen Ende. Für mich enthält das Buch die gleiche Dynamik zwischen dem düsteren Hintergrund und dem lichten Vordergrund wie sie auch in den Geschichten von Charles Dickens zu finden ist, oder in den Geschichten klassischer Horrorautoren. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer Film, reich an sozialen Betrachtungen und tief greifendem Verstehen des Menschen an sich. Dieser Film ist fähig, die Massen zu begeistern, ohne dabei platt oder berechnend zu sein. Ich glaube außerdem, dass gerade weil er eindeutig schwedisch ist, dem Film dadurch ein enormes Potential für internationalen Erfolg verliehen ist. (Text: Tomas Alfredson; Fotos: © Filmladen Filmverleih)
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Film-Infos: Filmstart: 2. Mai 2009 Herstellungsland/-jahr: Schweden 2008 Originaltitel: Låt den rätte komma in Laufzeit: 114 Min. Bildformat: 35mm, Farbe, 1:2.35
Regie: Tomas Alfredson Drehbuch: John Ajvide Lindqvist Produzenten: John Nordling, Carl Molinder Line Producer: Frida Asp Production Manager: Mia Ericsson Degerlund Kamera: Hoyte van Hoytemansc, fsf Schnitt: Dino Jonsäter, Tomas Alfredson Production Design: Eva Norén Kostüme & Make-Up: Maria Strid Musik: Johan Söderqvist
Darsteller/innen: Kåre Hedebrant, Lina Leandersson, Per Ragnar, Henrik Dahl, Karin Bergquist, Peter Carlberg, Ika Nord, Mikael Rahm, Karl-Robert Lindgren, Anders T Peedu, Pale Olofsson
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