Das globalisierte Fernsehstudio mit der immergleichen Millionenshow, ein Polizeiwachzimmer und die Slums von Mumbai sind die drei Orte, die im Zentrum des Films stehen. Üble Foltermethoden leiten den Film ein, weil dem Helden des Films, Jamal Malik, Betrug vorgeworfen wird. Warum, so die Mutmaßung der folternden Polizisten, sollte ein Slum-Junge alle Fragen bei der Millionenshow richtig beantworten können? In Flashbacks gibt es die Antworten darauf, in denen Regisseur Danny Boyle und Lovleen Tandan, sowie Drehbuchautor Simon Beaufoy ganze Arbeit leisten und das Leben des gerade mal 18-jährigen aufrollen. Man sieht also die Überlebenskämpfe von Jamal Malik und seinem Bruder Salim, und man erfährt von den Grabenkämpfen zwischen den Brüdern zu Latika – für Jamal die große Liebe auf den ersten Blick, für Salim Grund für Eifersucht und allerlei Gemeinheiten. Da Jamal und Latika wider Willen getrennt werden, setzt Jamal alles dran sie wieder zu finden. Die Gelegenheit bei der Millionenshow mitzumachen empfindet er dabei als letzte Chance, das Geld selbst ist ihm eigentlich egal. Er hofft nämlich eigentlich nur, dass Latika vorm Fernsehapparat sitzt, damit sie sich wieder finden. Bis in alle Ewigkeit, denn, anders wie bei anderen Filmen, in denen ebenfalls das Stilmittel der Rückblende eingesetzt wurde, wie z.B. in "Titanic" oder jüngst in The Curious Case of Benjamin Button, sind hier die Protagonisten noch im jungen Erwachsenenalter, haben also das Leben noch vor sich, so viel sie bereits auch schon erlebt haben. So weit, so märchenhaft schräg. Das Filmteam schaffte mit "Slumdog Millionär" ein farbenprächtiges Kinoabenteuer, das zwischen Klischeeerfüllung und Wirklichkeitsnähe pendelt, und egal, auf welcher Seite sich gerade das Pendel befindet, der Film gedeiht stets prächtig. Fulminant die Rückblicke auf das Trio in Kindesjahren, die beiden Brüder als eine indische Version von Tom Sawyer und Huckleberry Finn und die kleine, traurige Prinzessin Latika, die Halt bei Jamal findet und Beleidigungen von Salim ausgesetzt ist. Berührend, aber nicht rührselig, spielt "Slumdog Millionär" mit den Gefühlen des Publikums. Dem Zauber des Films kann man sich jedenfalls nicht entziehen. Ein Meisterwerk. (Manfred Horak; Fotos: © Filmladen Filmverleih)
Film-Tipp: Slumdog Millionär Bewertung: @@@@@@ {sus_amazon id=3462037382&pid=kulturwoche-21} Regie: Danny Boyle, Lovleen Tandan. Drehbuch: Simon Beaufoy. Kamera: Anthony Dod Mantle. Schnitt: Christopher Dickens. Musik: Allah Rakha Rahman. Ton: Glenn Freemantle. Ausstattung: Mark Digby. Kostüm: Suttirat Anne Larlarb. Produktion: Celador Films, Film4. Produzent: Christian Colson.
Mit: Dev Patel, Freida Pinto, Madhur Mittal, Anil Kapoor, Tanay Hemant Chheda, Ayush Mahesh Khedeker, Ashutosh Lobo Gajiwala, Azhuruddin Mohammed Ismail, Taniv Ganesh Lonkar, Rubina Ali, Irrfan Khan, Saurabh Shukla, Mia Drake, Sanchita Choudhary, Ankur Vikal, u. a.
Großbritannien/USA 2008 120 Minuten, Farbe, 35 mm/Cinemascope/Dolby SRD Verleih: Filmladen
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