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vickychristinabarcelonaFür viel Aufmerksamkeit im Vorfeld zur Premiere sorgt der neue Film von Woody Allen, "Vicky Cristina Barcelona". Der Grund ist simpel: Penelope Cruz, Scarlett Johansson und Javier Bardem bilden eine Ménage á trois. Die Frage, die dabei die Gemüter bewegt: Gibt es explizite Szenen?

 

 

 


vickycristinabarcelona08Ja oder Nein? Wer diese Frage beantwortet haben möchte, möge sich den Film anschauen, an dieser Stelle gibt es nämlich keine Antwort darauf. Kein Geheimnis hingegen sollte sein, dass es sich – gemessen an Woody Allens Gesamtwerk – nur um einen mittelmäßigen Film handelt. Seine Verwirrspiele um Liebe, Schuld und Befreiung wurden in Filmen wie Hannah and her Sisters (Hannah und ihre Schwestern; 1986) oder Crimes and Misdemeanors (Verbrechen und andere Kleinigkeiten; 1989) um einige Klassen besser abgehandelt. Auf das große vickycristinabarcelona01Alterswerk von Woody Allen muss man also weiterhin warten. Im Vergleich zu früheren Filmen fehlt bei "Vicky Cristina Barcelona" nämlich etwas Entscheidendes – der Humor. Dies durch etwaige amouröse Szenen zu ersetzen scheint nur allzu billig zu sein. Dennoch ist der Film sehenswert, alleine aufgrund der unglaublichen Performance von Penelope Cruz als ziemlich abgefahrene Maria Elena und aufgrund von Rebecca Hall als Vicky, die, so steht es in den Pressematerialien, "als eines der faszinierendsten jungen Schauspieltalente der Welt angesehen werden" darf, was nicht einmal eine vickycristinabarcelona02Übertreibung ist. Blass hingegen ist Scarlett Johansson als Cristina und durchwachsen Javier Bardem als Juan Antonio. "Vicky Cristina Barcelona" lebt von einigen Klischees, die man einem Woody Allen gar nicht mal zugetraut hätte, dass er in diese hineintappt, und zwar, wie er die Kunst- und Kulturstädte Barcelona und Oviedo zeigt [Oviedo ist die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Fürstentum Asturien im Norden Spaniens, in der einmal im Jahr der Prinz-von-Asturien-Preis vergeben wird. Woody Allen erhielt ihn im Jahr 2002; Anm.]. Da gibt es z. B. eine Szene eines Konzertbesuchs, die recht eigenartig dargestellt wird.

O-Ton Woody Allen und Penelope Cruz:



Was ist richtig? Was ist falsch?  

vickycristinabarcelona12Nun zum eigentlichen Inhalt: Vicky und Cristina sind beste Freundinnen, aber in Sachen Liebe ist ihre Einstellung komplett verschieden. Die vernünftige Vicky ist mit einem respektablen jungen Mann verlobt, Cristina dagegen, die keine sexuellen und emotionalen Hemmungen kennt, sucht ständig nach der großen Leidenschaft, die ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Beide verbringen einen Sommer in Barcelona und lernen dort in einer Kunstgalerie den Maler Juan Antonio kennen, dessen Ehe mit Maria Elena beinahe zum Verhängnis wurde, da beide einander umzubringen versuchten. Juan Antonio lädt Vicky und Cristina zu einem Wochenende in die Provinzstadt Oviedo ein, wo sie die kulturellen Schönheiten der Stadt erkunden, guten Wein trinken und miteinander Liebe machen. – So zumindest stellt sich Juan Antonio das Wochenende vor. Vicky findet das Angebot allerdings unerhört, aber Cristina ist von Juan Antonios Direktheit und Charisma verzaubert und überredet letztendlich Vicky, sie zu begleiten. Tja, und so nimmt die gute Geschichte seinen Lauf. Wie so oft bei Woody Allen verläuft die Geschichte nicht auf einer geradlinigen Ebene, sondern lenkt immer wieder in überraschenden Seitenbahnen ab und begibt sich – auch dies ein wiederkehrendes Motiv in den Geschichten von Woody Allen – auf die Suche nach der Antwort zur Frage "Was ist richtig? Was ist falsch? Soll man seiner Vernunft folgen, oder seinem Herzen?" (Manfred Horak; Fotos: © Filmladen Filmverleih)

vickycristinabarcelona06Film-Tipp:
Vicky Cristina Barcelona
Bewertung: @@@1/2
Buch und Regie: Woody Allen
Verleih: Filmladen (2008)
Start: 5. Dezember 2008

Soundtrack:
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Mit spanischen Klassikern und modernen Stücken von Asturias, Grenada, Paco de Lucia, Juan Serrano, The Stephan Wrembel Trio u. a.