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v08_achillesFür langjährige Besucher der Viennale ist der Regisseur Kitano Takeshi beileibe kein Unbekannter mehr, wurde einer seiner Filme bereits 1992 in Wien gezeigt. Anerkennung fand er freilich auch anderswo. So wurde sein wohl bekanntester Film, "Hana-bi", 1997 mit dem Goldenen Löwen in Venedig ausgezeichnet. Mit "Achilles To Kame" gelang Takeshi ein weiterer ganz großer Wurf.

 

 


Das Titel gebende ungleiche Paar Achilles und die Schildkröte stehen am Anfang des Films auf der Startlinie des 100 Meter Laufs, die Schildkröte mit dem bekannten uneinholbaren Vorsprung, als Parabel für die nächsten zwei Stunden, in denen Machisu an seinem Traum vom idealen Leben als anerkannter Künstler scheitert. v08achilles004Bereits im Volksschulalter möchte Machisu unbedingt Künstler werden. Da aus reichem Elternhaus stammend wird sein Drang immer und überall zu zeichnen selbst von den Lehrern anderer Schulfächer akzeptiert. Nach wenigen glücklichen Jahren wendet sich die Gunst, sein Vater geht bankrott, begeht Selbstmord, seine (von den Verwandten nicht akzeptierte) Mutter bringt den kleinen Machisu zum Schwager, der alles andere als glücklich über diese Entscheidung ist und sich dementsprechend fies gegenüber Machisu verhält, seine Mutter begeht ebenfalls Selbstmord und Machisu schließlich wird in ein von seinem verstorbenen Vater gegründetes Waisenhaus abgeschoben. Doch trotz aller Widrigkeiten schafft es Machisu als junger Mann auf die Kunstgewerbeschule. Dort fühlt er sich zwar ungemein wohl, aber er verliert auch viel, nämlich seine Individualität als zukünftiger Künstler. So wird er zum Imitator, immer einen Schritt hinter den Alten und den Zeitgenössischen Meistern, und saugt jede Strömung der Bildenden Kunst auf, verabsäumt dabei aber (s)einen eigenen Stil zu entwickeln. Unverständlicherweise, dies ist auch der einzige Schwachpunkt des ansonsten hervorragenden Filmes, begibt sich Machisu mit seinen Werken ausschließlich zu einem einzigen v08achilles002Galeristen, der ihm zwar nie ein Bild abkauft [ausgenommen eines Bildes, das er auf Kommission nimmt und tatsächlich weiterverkaufen kann, und ausgenommen eines Bildes, das Machisu im Kindesalter malte. Von diesem Bild weiß der Galerist allerdings nicht, dass es von Machisu stammt, weil er es aus anderen Quellen kaufte; Anm.], ihn dafür mit Tipps versorgt. Tipps, die Machisus Imitationskunst nur noch stärker vorantreiben. Unterstützung erhält Machisu dafür von Sachiko, die er später heiratet. Eine Tochter wird geboren, die später ihre Eltern als beschämenswerte Möchtegern-Künstler-Freaks wahrnimmt und abstempelt, Prostituierte wird und jung stirbt. Kitano Takeshi schafft es in Achilles To Kame Leid und Humor, Philosophie und Slapstick zu verbinden, skurrile und berührende Momente zu erzeugen, die dem Film jene wahre Größe verleiht, die Machisu als Bildender Künstler erfolglos versucht zu erreichen. Takeshi übernahm übrigens die Rolle des alternden Machisu und malte zudem alle im Film gezeigten Bilder selbst. Ein Film, der in allen Belangen begeistert und in Österreich erstmals im Rahmen der Viennale 08 zur Projektion kam. (Text: Manfred Horak; Fotos: Viennale 08)

Film-Infos:
Achilles To Kame
Regie und Drehbuch: Kitano Takeshi
Bewertung: @@@@@@
Japan 2008 (35 mm/1:1,85/Farbe/OmeU/119 Minuten)