Zur Graz-Premiere von Ulrike Haidachers ersten Soloprogramm im Theatercafé.

Wohnungsparty auf der Bühne. Die Haupt-Gäste: Sieben Personen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Mittelpunkt: Ulrike Haidacher als Ich-Erzählerin und gleichzeitige Verkörperin aller anwesenden feierwütigen Charaktere, die sich nicht ganz so freiwillig auf der sich ereignenden Fete eingefunden haben. Als zweites Standbein des ausgezeichneten Kabarettduos Flüsterzweieck (Österreichischer Kabarettpreis 2017) lädt Ulrike Haidacher in ihrem ersten Soloprogramm "Aus Liebe" zu einer grotesken Schlacht der Vorurteile und Geschlechter.

Von starken Frauen und der Bildung aus der Bild

Dass das Feiern zu Hause sich meist umso lustiger gestaltet und es leicht Gefahr läuft, in so manch kleine Eskalation auszuarten, gestaltet sich nicht gerade als neue Information. In "Aus Liebe" wird die Party erst gemütlich eingeläutet, um sich dann nach und nach in einem unaufhaltsamen Stakkato nach oben hin zuzuspitzen. Haidacher als Ich-Erzählerin gerät also mehr oder weniger unfreiwillig auf den Schauplatz der Feier und trifft dort auf die trinkfeste Juristin Verena, den kochenden Gastgeber, ein junges Paar und auf eine ominöse Frau mit Schifferl auf der Nase [vermutlich Verband; Anm.]. Und irgendwo ist da auch ein kleines Kind.
Im Stück mehrfach angesprochen werden die Begriffe "starke Frau" sowie "Emanzipation". Allen voran scheint sich vor allem Verena als "starke Frau" zu fühlen, ist sie doch Juristin bei der Bank. Doch je feuchtfröhlicher der Abend wird, desto mehr beginnt die Fassade zu bröckeln und nach und nach den eigentlichen Frust über die Berufswahl freizulegen. Je später der Abend desto pikanter werden auch die Gespräche, die von Vorurteilen gegenüber fremden Kulturen bis hin nach Syrien reichen und sich an allen Themen ergötzen, die Boulevard-Blatt und Trash-TV zu bieten haben.

Falten der Selbstlosigkeit

Ulrike Haidacher präsentiert in ihrem Stück ein stark überspitztes Zusammentreffen von wandelnden Klischees. In ihrer "Ein-Frau-Performance" verkörpert sie die zusammen mit Regisseur Dieter Woll erdachten Figuren und haucht diesen mit ihrem schauspielerischen Talent Leben ein. Als Zuschauer/in darf andächtig den Möchtegern-Intellektuellen und pseudo-selbstlosen Dialogen gelauscht werden, bis die Party in einer einzigen großen Balgerei ihren Zenit erreicht. Und all das macht Ulrike Haidacher nicht für sich - sie macht es alles nur aus Liebe. //

Text und Fotos: Katharina Hoi

Kurz-Info:
Ulrike Haidacher: Aus Liebe
Bewertung: @@@
Kritik zur Graz-Premiere am 27.11.2018 im Theatercafé