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japan-torii Er ist ausgesprochen handlich und enthält alle wesentlichen Eckdaten für eine Individualreise. Damit liegt er nicht zu schwer in der Tasche und passt bei Bedarf auch in die Jacke: Der 148 Seiten schmale Marco Polo Reiseführer über Japan. Verfasst wurde er von Angela und Rainer Köhler, die vor 30 Jahren nach Tokio ausgewandert sind. Christine Koblitz wollte es genau wissen und unterwarf das Handbuch einem Praxistest vor Ort.



Die ersten Kapitel enthalten eine Einführung zu einzelnen Stichworten wie "Kirschblüte", "Essen & Trinken" und "Szene", doch finden sich Hinweise auf Blogs, Bücher und spezielle Ausflugsziele in Infokästchen über das ganze Buch verteilt. Das erste Frusterlebnis kommt noch vor Reiseantritt bei japan-fahrradder Suche nach dem Webauftritt des "Kansai Time Out"-Magazins. Selbiges wurde im September 2009 eingestellt. Kann passieren.

Englisch, die unbekannte Fremdsprache

Die erste Station unserer Reise: Osaka. Wir bleiben nur einen Tag, über das Ziel sind wir uns rasch einig: die Burg als historisch bedeutsames Bauwerk. Kein Stadtplan im Marco Polo, wir orientieren und verlaufen uns anhand des Hotelplanausdrucks aus dem Internet und fragen uns irgendwie durch. Englisch ist für die Mehrzahl der Japaner eine unbekannte Fremdsprache. Alles, was eine Abweichung von der täglichen Routine bedeutet, eine spürbare Herausforderung. Wo Kontakt mit Ausländern erwartet wird, hat sich der Japaner aber darauf vorbereitet. In jedem Lokal bekommt man automatisch eine englische Speisekarte mit einer detaillierten Beschreibung der Gerichte, im städtischen Bus gibt es bei den Sehenswürdigkeiten englische Bandansagen. Straßennamen und Stationen sind generell auch in lateinischer Schrift angeschrieben.

kirschbluete-kyotoDie Kirschblüte in Kyoto ist die schönste

Am nächsten Tag geht es weiter nach Kyoto, wo wir mehrere Tage verbringen. Auf dem Bahnhof bekommen wir in der Touristeninformation gratis einen Bus- und Stadtplan. Damit sind wir unabhängig, auch von der Ungenauigkeit des im Buch abgedruckten Plans, auf dem viele kleine Gassen einfach fehlen. Die Einträge zu den einzelnen Orten sind sehr knapp. Kyoto, eine Stadt mit fast 1,5 Millionen Einwohnern, wird beispielsweise in elf Seiten abgehandelt. Trotzdem sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten erwähnt. Ausführlichere Informationen über die jeweiligen Tempel, Schreine, Schlösser und Museen bekommt man beim Kauf einer Eintrittskarte in der Form eines Folders dazu. Der empfohlene Ausflug in die nähere Umgebung - Arashiyama - erweist sich als Glückstreffer. Zahlreiche Kirschbäume am Fluss und mindestens ein Dutzend verschiedene Kirscharten im Garten des Tenryu-ji Tempels. Das Teehaus haben wir nicht gefunden, dafür war der Eintritt um ein Drittel günstiger als erwartet. Solche Erlebnisse haben wir öfter. Die Angaben im Reiseführer stimmen im Großen und Ganzen, aber bei den Details hapert es. Gut, Eintrittspreise und Öffnungszeiten (das Manga-Museum schließt schon um 18 Uhr und nicht, wie angegeben, um 20 Uhr) können sich ändern. Wenn das Manga-Museum seine Gründung mit 2006 angibt und die Autoren das Jahr 2007 dafür nennen, macht das allerdings schon stutzig.

Naschmarkt in Tokio

Zum Abschluss unserer Reise geht es nach Tokio. Man spürt, dass die beiden Autoren in dieser Stadt zu Hause sind. Die Feinkost-Abteilung im Warenhaus Mitsukoshi auf der Einkaufsmeile, der Ginza, ist durchaus zu Recht als "Insider Tipp" bezeichnet. Der Tsukiji-Fischmarkt hingegen ist ähnlich geheim wie der Wiener Naschmarkt, wenngleich um einiges sehenswerter. Aufbau und Layout des Marco Polo Japan Reiseführers sind Geschmackssache, als allgemeine Orientierungshilfe ist er jedenfalls sehr zu empfehlen. (Text: Christine Koblitz; Fotos: Manfred Horak, Christine Koblitz)


marco-polo-japanBuch-Tipp:
Marco Polo - Japan
Bewertung: @@@
Verlag: Marco Polo (2009)
148 Seiten, € 10,30
ISBN:  978-3-8297-0443-4