In seinen frühen Jahren
spielte er in Rock und R&B-orientierten Bands. 1969 spielte er in der
Fusion-Band Dreams, darauf mit Horace Silver und Billy Cobham. Mit seinem
Bruder, dem Trompeter Randy Brecker formierte er in den 1970er Jahren die
kommerziell äußerst erfolgreiche Funk-Band Brecker Brothers. Mit Steps – und
später Steps Ahead – spielte er in den 1980ern. Die meiste Zeit verbrachte er
aber als Studiomusiker in unzähligen Sessions. Brecker spielte praktisch
überall, unter anderem bei James Taylor, Paul Simon, Frank Zappa, Bruce
Springsteen, Frank Sinatra, Yoko Ono, Steely Dan und Joni Mitchell. 1987 war’s
dann soweit und Michael „Sideman“ Brecker bereits 38 Jahre, als sein erstes
Solo-Album rauskam: „Brecker“ heisst das gute Stück und mit ihm spielten damals
bereits Jack DeJohnette, Pat Metheny, Charlie Haden und Kenny Kirkland. Dem Debüt folgten „Don’t try this at
home“ (1988) und „Now you see it” (1990, alle Universal).
Dann pausierte er als Leader und spielte mit McCoy Tyner das
grandiose Album „Infinity“ (1995, Impulse) ein. Durch die Mitwirkung an
Projekten unzähliger Jazz-Kollegen fand Michael Brecker erst 1996 wieder Zeit
ein Solo-Album einzuspielen. "Tales From The Hudson" (Impulse)
brachte eleganten modernen Mainstream-Jazz auf höchstem Niveau. Dafür bürgten
neben Michael Breckers unnachahmlichen Saxophonspiel Jack DeJohnette an den
Drums, Dave Holland am Bass, Pat Metheny an der Gitarre und Joey Calderazzo am
Piano; auf zwei Stücken wurde dieses hochkarätige Quartett noch durch McCoy
Tyner und Don Alias zusätzlich verstärkt. Und selbst der Titel der CD versprach
nicht zuviel: Beim Hören mit geschlossenen Augen driftet man ab ins rege
Treiben New Yorks bei Dämmerung oder bei Nacht. „Two Blocks from the edge“
(1998, Impulse) bescherte uns durchaus lyrische Momente, wie z.B. im bluesigen
„Madame Toulouse“. Nach dieser akustisch eingespielten CD folgte der
Tenorsaxophonist dem aktuellen Trend und ließ sich von einem Orgel-Trio
begleiten. Und auch auf „Time is of the essence“ (1999, Verve) galt: Ich spiele
nur mit Leuten aus der ersten Liga! Larry Goldings und Pat Metheny bildeten die
Basis, abwechselnd ergänzt durch die Schlagzeuger Elvin J ones, Jeff
"Tain" Watts und Bill Stewart. Die drei Schlagzeuger nacheinander zu
hören, ist sehr interessant: Jones voluminös und offen, Watts ungemein treibend
und Stewart straight, sparsam und ideenreich. Methenys runder Jazzgitarrensound
mischte sich sehr gut mit der Orgel. Die Stücke waren wieder funkier, manches
erinnerte also an die früheren Brecker Brothers, aber die Grooves blieben immer
"in the pocket". Im Jahr 2001 folgte Brecker, fleißig wie
immer, seinem Hang zu Balladen und veröffentlichte „Nearness Of You - The Ballad Book“ (Verve). Als Gastvokalist fungierte James Taylor, das Piano bediente Herbie
Hancock, die Gitarre – gefühlvoll wie immer – Pat Metheny, Charlie Haden
brillierte am Bass und Jack DeJohnette schlagwerkte in feinster Manier. Neben dem
Titelsong von Carmichael-Washington wurden auch Kurt Weills-Ira Gershwins „My
Ship“ und „Always“ von Irving Berlin als Standards der Stunde auserwählt.
Mittelpunkt und Herzstück des Albums ist allerdings „Incandescence“ von Brecker
mit einem unglaublich feinen Zusammenspiel Johnette-Metheny-Brecker. Dem gegenüber steht das nicht minder exzellente Album "American Dreams"
von Charlie Haden & Michael Brecker. Zu hören sind darauf
Kompositionen aus längst versunkenen Zeiten, wie z.B. "America the
Beautiful". Politische Statements in einer verwirrenden Zeit.
Herr Brecker erhielt sechs Grammy-Awards und
ist – dem eingefleischten Brecker-Fan kann’s nur freuen (dem
Geldbörsel vermutlich weniger) – auf über 2.000 (ja, sie lesen richtig:
Zweitausend!) Tonträgern Gastsolist. Wie bereits erwähnt: Brecker
spielte
praktisch überall und schaffte es mit seinem Saxofonspiel die Essenz
einer Komposition aufzuzeigen. Michael Brecker starb am 13. Jänner
2007. (Manfred Horak)
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