louisan_annett_unausgesprochenAusgesprochen unterhaltsam.

Mit ihrem Debütalbum "Boheme" gelang der deutschen Sängerin ein Überraschungserfolg, den es nun mit dem zweiten Album "Unausgesprochen" zu bestätigen gilt, was ihr eigentlich locker gelingen sollte, alleine bereits ob des breiteren Spektrums an integrierten Musikstilen wie Tango und Jazz und alleine ob der beiden ersten Nummern des Albums - "Das große Erwachen (...und jetzt...)" und "Torsten Schmidt".

Das Eröffnungslied ist ein königliches Vergnügen, und zudem möglicherweise ein feiner Seitenhieb auf oberflächliche Medienvertreter, die Annett Louisan allzu klischeehaft dargestellt haben. "ich hab mich gefärbt, ich hab mich gebräunt/ich hab doof geguckt, immer schön verträumt/als einzige Lasche zwischen all den Schnallen/hab ich mich verstellt, um dir zu gefallen..." heißt es da in zuckersüßer Perfektion, bevor sie die Stimme hebend zum Refrain ausholt. Für den Gros der Texte ist ihr musikalischer Weggefährte Frank Ramond zuständig, der sich einmal mehr als veritabler Texter mit viel Profil beweist. Die sehr sympathische Sängerin hebt sich dadurch vom Einheitsbrei deutscher Popmusik deutlich ab, so manche Texte tragen den Geist Rio Reisers in sich und Textzeilen wie "vollkommen bin ich leider nur/im Konjunktiv" oder "aber wie kriege ich die Zeit/bis zu meiner Beerdigung noch 'rum" sind nicht die schlechtesten.

Oft süffisant, Geborgenheit vortäuschend, in Beziehungskisten wühlend, den Eros philosophisch angehaucht im Visier, kriechen die Texte mit jedem Mal hören zunehmend ins (Unter)Bewusstsein. Der sorgsame Umgang beim Textschreiben kommt nicht von ungefähr, die Texte sind dem musikalischen Ausdruck gleichgestellt und sind insofern variabel, wie Annett Louisan im Gespräch erzählte, da sie zwar nicht die Worte verändere, aber von der Nuancierung her einen Liedtext neu definieren kann. Musikalisch könne sich live soundso alles verändern. Auf "Unausgesprochen" fanden 15 Lieder Platz, Langeweile kommt bis zuletzt nicht auf, im Gegenteil: die Songs öffnen sich behutsam, die Zwischentöne und feinen Details wirken sehr belebend. Schöne Melodien. Feines Album. Bitte mehr davon. (Manfred Horak)

Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: 105 music/Sony BMG (2005)