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dialekt-schmeckt1Das Label Eiffelbaum Records bringt auf der Kompilation "Dialekt schmeckt" zusammen, was zusammen gehört, nämlich 21 Bands und Künstler, die jeweils ihre regionale Sprache zum Ausdruck bringen. Zum Live-Hören gibt es das Ganze bis 31. Oktober in dem von Christian Wagner konzipierten "mundARTig Dialekt Musik Festival" auf diversen Bühnen in Niederösterreich.

Christian Wagner aus Ternitz hat eine Mission. Er will die heimische Dialekt-Musikszene mit vielfältigen Aktivitäten unterstützen und setzt sich intensiv dafür ein, dass heimisches Liedgut auch wieder verstärkt im Radio und TV zu hören ist. "Bei den von mir veranstalteten Konzerten fragen die Leute immer wieder, warum diese oder jene Band nicht im Radio gespielt wird", erzählt Wagner im  Gespräch. Er plädiert für eine Quoten-Regelung, damit anstatt der ewig gleichen Berieselung durch Hits & Oldies aus US-amerikanischer bzw. britischer Feder auch Dialekt-Musik im Radio bzw. TV eine faire Chance bekommt. Um den diversen Künstlern und Bands eine Plattform zu bieten, hat Christian Wagner schon vor einigen Jahren sein Label Eiffelbaum Records gegründet. Der aktuelle CD-Sampler "Dialekt Schmeckt" gibt einen guten Überblick über die Künstler von Eiffelbaum bzw. dem Label nahestehende Gruppen. Neben arrivierten Namen wie Denk oder Harry Ahamer sind unter den 21 Interpreten auch einige interessante Newcomer wie Philipp Griessler, Sigi Inlejnda, Zimt & Zauber, Opfekompott oder MurBeat zu hören.

Die musikalische Bandbreite der Kompilation bleibt dabei nicht nur im klassischen Singer-Songwriting stecken, sondern bringt auch Reggae und Karibik-Flair, leicht jazziges, HipHop Anleihen, Folk-Rock (und deren Brüder und Schwester im Geiste) bis hin zu Funk, Blues und natürlich Denk (mit dem wunderbaren "I bin schuid") - und Remasuri sind ebenfalls darauf vertreten. Die Kolumnistin Doris Knecht tat dereinst im Rahmen des Protestsongcontests über die Band rund um Christoph Michalke in all ihrer Peinlichkeit kund, dass sie "wegen diesem Sound damals Punk geworden sei". Auf diese Humorfreiheit kann es eigentlich nur eine Antwort geben: "Drum sog i eich", singt Michalke hier, "Gacken ist am leiwandsten daham" und macht damit den Knecht-Sager endgültig obsolet, "weil mei Stuhl is ma heilig". Philipp Griessler wiederum sinniert in STS-Manier, alle Ängste, alle Sorgen zu ignorieren, sich im Augenblick zu verlieren, es "Nur amoi ausprobieren". Den guten alten Folk-Rock packt gleich zu Beginn Harry Ahamer aus und trauert in "1969" nach, dass er nicht in Woodstock dabei sein konnte, "a wauns manchmoi ned so ummekimmt / i bin in Wirklichkeit a Blumenkind", singt Ahamer und dazu rockt die Stromgitarre. Der Mostviertler Thomas Franz-Riegler wiederum groovt in seinem Beitrag "Es is net" durch wunderbare Gedankengänge. Positive Reggae-Grooves gibt es bei Faia Salamanda in "Respekt". Der Liedtitel sagt eigentlich eh schon alles. Sehr empfehlenswert! Gleiches gilt auch für UZI mit seiner Ragga-Muffin-Dialekt-Tanzmusik für Fortgeschrittene. Wirkliche Ausfälle gibt es auf der Kompilation eigentlich nicht, dafür jede Menge Entdeckungswerte Kleinode heimischer Musikdialektik.

In Sachen Live-Aktivitäten ist Eiffelbaum-Mastermind Christian Wagner höchst aktiv seine Schützlinge auf die Bühnen des Landes zu bringen. Neben der gerade zu Ende gegangenen erfolgreichen "Dialekt am Berg"-Tour, mit alpinen Konzerten und Poetry-Slams auf Berghütten und Schutzhäusern, folgt mit dem einmonatigen Dialekt Musik Festival "mundARTig" in Niederösterreich ab Ende September gleich der nächste Streich. Die Tour führt durch die unterschiedlichsten Locations von Dörfern bis in großen Städten und bietet eine feine Auswahl der Eiffelbaum-Künstler samt einiger bekannter Namen der Szene. (Robert Fischer und Manfred Horak)

dialekt-schmecktCD-Tipp:
Diverse Interpreten: Dialekt Schmeckt
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Eiffelbaum Records / Hoanzl (2012)

Live-Tipp:
mundARTig: Das 1. NÖ Dialekt Musik Festival
22.9. bis 31.10.2012
Verschiedene Auftrittsorte in NÖ

Besonders empfehlenswert:

Herztöne: Rendezvous (CD-Präsentation)
22.9., Bühnenwirtshaus (Gutenbrunn)

Doppelkonzert Tamara Trombitas/Eva Billisich
5.10., Café Zum Kuckuck (Amstetten)

Christoph Michalke/Erich Meixner
Konzertante Christine Nöstlinger Lesung "Iba de gaunz oamen Leit"
19.10., Schloss Wartholz (Reichenau/Rax)

Link-Tipps:
Interview mit Herztöne
Interview mit Christine Nöstlinger
Eva Billisich: Lasterlieder (CD-Kritik)
Interview mit Birgit Denk