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lyle-lovett-2011Lyle Lovett, unverwüstliches Flaggschiff des Americana und des New Country, überraschte 2009 mit dem Album "It's Not Big It's Large" im Big Band-Format. Für sein neues Album "Natural Forces" hat er nun Musik eingespielt, die sich gekonnt zwischen bodenständigen Wüsten- und Porch-Songwritings in gelassener Introspektion und ausgelassener Music-Hall-Atmosphäre bewegt. Live am 18. Juli im WUK.

 

Die natürlichen Kräfte, die NATURAL FORCES beschwört, setzten sich aus etwa einer Hälfte Eigenkompositionen und einer Hälfte gelungener Interpretationen zusammen. Als großer Bewunderer der Country-Tradition widmete sich LOVETT dabei Songs wie zum Beispiel der besinnlichen Ballade Don't You Think I Feel It Too von David Ball, dem flehenden Sun And Moon And Stars von Vince Bell und dem verspielt-zickigen Bohemia von Tommy Elskens. Weitere Songs stammen von Don Sanders ( Bayou Song), Eric Taylor ( Whooping Crane) und natürlich Townes Van Zandt, dessen abgrundtiefes Loretta in einer solchen Sammlung nicht fehlen darf. Seine eigenen Songs stehen dem "Fremd"-Repertoire natürlich in Nichts nach. Etwa der Titelsong Natural Forces, ein Americana/Country-Hybrid in Bestformat, der über eine enorme Intensität verfügt, oder das getragene Empty Blue Shoes. Die partyträchtigen Gegenstücke stellen Songs wie Pantry oder Farmer Brown dar, letzterer ein kraftvoller Rock'n'Roll, dem man die Spielfreude vom ersten bis zum letzten Ton anhört. Einen hochwertigen und engen Kollegen holte LOVETT sich zudem für It's Rock'n'Roll ins Boot, das er zusammen mit dem einzigartigen Robert Earl Keen schrieb. Produziert wurde Natural Forces von LYLE LOVETT selbst und seinem Co-Produzenten Billy Williams. LYLE LOVETT gehört zu den Protagonisten jenes erneuernden Wirbelwinds, der die Nashville-Szene Mitte der achtziger Jahre nachhaltig durchfegte. Schon deshalb genießt er Kultstatus, auch wenn die Boulevardgespräche zumeist durch die zweijährige Ehe mit Julia Roberts (1993-1995) angeheizt wurden. Musikalisch wird LYLE LOVETT gern in einem Atemzug mit Songwritern wie Townes Van Zandt, Randy Newman und Guy Clark genannt und gilt mit seiner gelungenen Mischung aus Country, Americana und klassischem US-Songwriting seit fast 20 Jahren als einer der ausdrucksstärksten und eigenwilligsten Musiker der Gegenwart. Die tiefe Verwurzelung LOVETTs im Nashville-Umfeld wird an der Vielfalt der Genresparten Country, Folk, Jazz, Blues und Western Swing deutlich, die LOVETT in seine Songs einfließen lässt. Seine Stilistik bringt lässig Two-Step-Fiddles, texanische Walzer, Pedal-Steel und Roadhouse-Pianos ins Spiel. Als LOVETT 1992 das Album Joshua Judges Ruth fertigstellte, hatte er sich bereits einen Ruf erspielt, der ihm alle Freiheit ließ, bloß seiner inneren Stimme zu folgen. Es gilt heute als hochgradig introspektives Werk, auf dem LOVETT die Zwischenzeitliche Abkehr vom Country vollzog, und auch die Jazz- und Blues-Einflüsse weitgehend reduziere. Mit I Love Everybody (1994) hielt LOVETT persönliche Rückschau und präsentierte 18 Songs, die er noch vor seinem Debüt geschrieben und für das Album neu aufgenommen hatte. Das Album war exzentrisch genug, um interessant zu sein, und vertraut genug, um die Fans zu begeistern. Auf The Road To Ensenada (1996) kehrte LOVETT wieder zum Country zurück und verlieh seinen Songs einen griffigen straight-ahead-touch, den er auf My Baby Don't Tolerate (2002) wieder aufnahm. Sechs Jahre nach My Baby Don't Tolerate erschien das verspielte und arrangement-technisch groß angelegte It's Not Big, It's Large, das schließlich zu einem neuen Startpunkt wurde, von dem aus LYLE LOVETT sich mit Natural Force nun wieder auf die Bahn begeben hat. (pt)

Live-Tipp:
Lyle Lovett, 18. Juli 2011, WUK

Link-Tipp:
HP von Lyle Lovett