Die in Deutschland lebende brasilianische Sängerin und Gitarristin Zelia Fonseca veröffentlicht mit "Impar" ein betörendes wie berührendes Album.
Ungerade, solo, partnerlos - impar - ist Zélia Fonseca seit dem Tod ihrer Freundin Rosanna Tavares . Seit den frühen 1970er Jahren machte das Duo Rosanna & Zélia gemeinsam Musik, 2006 starb Tavares (lese dazu unseren Nachruf). Auf "Impar" wird diese existenzielle Erfahrung in 11 Songs umgesetzt. Die Produktion gestaltete sich dabei als die schwierigste in ihrem Leben. Fonseca: "Die Kompositionen kamen eine nach der anderen - leicht, dringend, fließend. Dennoch war es die schwierigste Produktion für mich - ohne Rosannas Stimme, ohne ihre Freude und Liebe zu unserer Musik." Die Songs atmen Trauer und kurven mit Sentimentalität und Melancholie in feine Songstrukturen und Melodien, die niemals wehleidig klingen, sondern doch auch immer wieder Hoffnung für den nächsten Tag geben. Dennoch: Die Grundstimmung bleibt stets (zumindest leicht) düster, die Rhythmen verhalten. Im Mittelpunkt steht Fonsecas formidables Spiel auf der akustischen Gitarre, Unterstützung erhält sie u. a. von Angela Frontera (dr, perc), Marcio Tubino (flute, sax), Rosana Levental (cello), Davide Petrocca (b), Martin Kälberer (piano, hang). Die Texte - mit Sensibilität übersetzt ins Englische übrigens von Katharina Franck - nähren sich von Metaphern und haben durchwegs ihre starken lyrischen Momente oder erzählen einfach ihrer beider Geschichte, wie z.B. im Einstiegssong "Era Uma Vez" (Once Upon A Time), wenn es heißt: "Out in the world / Her voice and my chords / Was all we had / Was home and heart / Days passed, night fell / Like a Volcano spitting lava / Our changing moods / Built the ideal form..." Musikalisch verdichtet Zélia Fonseca die Lieder in bisweilen sehr atmosphärischer Weise - hier seien die zwei Herzstücke des Albums genannt, "Luarmina E A Ilha" (Luarmina And The Island) und "Prece" (Prayer). Bringt das erstgenannte native Einflüsse ins Spiel, das mit singenden Wäscherfrauen endet, beginnt "Prece" - das übrigens noch von Tavares geschrieben wurde - mit dem singenden Vorbeter Sr. Levi, um in eine herzerweichende Ballade zu münden. Als weiterer Höhepunkt erweist sich das abschließende "Ponto De Vista" (Point Of View), das in "Cadencia Do Samba" von Ataulfo Alves, Paulo Gesta und Matilde Alves übergeht, während für Rosanna Tavares ein Apfelbaum eingepflanzt wurde. Berührend. (Manfred Horak)
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