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iris-t-mach-mich-tanzenVergnüglich und intelligent, auch so kann Pop made in Austria anno 2010 klingen. Iris T. macht es vor, verknüpft Jazz der Frühzeit und Chanson mit deutschen Texten und macht uns tanzen.

 

Dass aus dieser musikalischen Verbindung nichts Antiquiertes herauskommt, sondern Lieder für die Gegenwart, ist alles andere als selbstverständlich und hätte auch leicht schief gehen können. Iris Träutner und ihre hervorragenden Musikerfreunde Hans Zinkl (Gitarre, Klavier, Synthesizer, Toy Piano, Fender Rhodes, Ukulele, Programming), Bastian Stein (Trompete), Maria Frodl (Cello), Wolfram Derschmidt (Bass) und Wolfgang Kendl (Schlagzeug) bewältigen diese schmale Gratwanderung als wäre es ein Kinderspiel, was auch daran liegt, dass die Basis stimmt. Iris T. schrieb für ihr Debüt-Album alle Lieder und sämtliche Texte und legte damit den Grundstein für den musikalischen Erfolg. Der Sängerin gelangen nämlich Melodien und Texte, die sich festsetzen und quasi picken bleiben und wenn man die 16 Lieder einmal gehört hat, ist gewiss, dass "Mach mich tanzen" auch in kommerzieller Hinsicht erfolgreich sein kann. Ihre Lieder erzählen Geschichten aus dem Leben einer jungen Frau und bewegen sich textinhaltlich zwischen Frivolität, Melancholie, Wehmut und Sorglosigkeit und vergessen darüber hinaus auch nicht auf humorvolle Spitzfindigkeiten und Wortspielereien. Und so wie die Texte fein ziseliert Geschichten erzählen, findet Iris T. die jeweils notwendigen Nuancen um treffsicher zum Ziel zu kommen, oder, wie sie im Einstiegssong "Tanz mit dem Teufel" persifliert: "Ich tue, was man verlangt / Ich sing so hoch wie ich nur kann / und wenn es sein muss, ab und zu / dann zeige ich mich im Dessous". Wenn man viel Musik hört zieht man automatisch Vergleiche. Zumindest mir geht es so und so kam es, dass ich mir einige Alben anhörte, die ich zumindest vom Gefühl her mit "Mach mich tanzen" in Verbindung setzte. Aber weder Unausgesprochen von Annett Louisan, noch "Picknick" von Valerie und auch nicht das Debüt-Album von Maria Bill aus dem Jahr 1983 [auf dem Bill "I mecht landen" sang und damit direkt an der österreichischen Hitparadenspitze landete; Anm.] hielten den Vergleich mit Iris T. stand - am ehesten noch "Rauschen" von Kitty Hoff & Foret-Noire, die ein ähnliches musikalisches Konzept verfolgt, jedoch etwas unterkühlter bzw. distanzierter klingt. Lieder wie "Zeitraffer", "Dumm sein", "Damals", "Die große Freiheit", "Meine Antwort", "Probieren kann man alles mal" oder "Tina" stehen jedenfalls für sich. Der Chanson-Jazz mit Pop-Appeal und deutschen Texten von Iris T. besitzt nicht nur musikalische Feinheiten mit der notwendigen Flexibilität - mal biegen die Lieder Richtung Swing, mal nach Dixie, in den Chanson, ins Latin und sogar in den Charleston ab - und ungeheuer gelenkige wie lyrische Momente, sondern auch immer die nötigen Kanten und Ecken, die dafür sorgen, dass "Mach mich tanzen" nach dem x-ten Hören nicht langweilig wird. Ein beachtliches Debüt-Album. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Iris T.: Mach mich tanzen
Musik: @@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Groove-Rec./Hoanzl (2010)