dirk-sings-dylanWas in den 1960er Jahren begann, nämlich ein Album mit dem Titel "...sings Bob Dylan" zu veröffentlichen, kam bis heute nicht wirklich aus der Mode. Nur ganz wenige, wie z.B. Jimi Hendrix, schafften es, das Dylan-Original auf ein neues Level zu bringen, viele scheiterten bei diesem Unterfangen auf hohem Niveau, die meisten scheinen hingegen vor Ehrfurcht die Eigenständigkeit bei der Studiotür abgegeben zu haben. So auch Dirk Darmstaedter.

Die alte Weisheit, dass eine Coverversion dem Original im besten Fall neue, unbekannte Seiten entlocken sollte, scheint für Dirk Darmstaedter bei seiner Huldigung "Dirk Sings Dylan" nebensächlich gewesen zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Ex-Sänger der Jeremy Days aus Hamburg erstens eine Songauswahl bietet, die nur knapp über 1974 hinauskommt und zum zweiten sich auch von der Instrumentierung bzw. dem Gesang her fast 1:1 an den Original-Versionen orientiert hat. Warum wird hier wieder ignoriert, dass Bob Dylan auch nach dem Meisterwerk "Blood On The Tracks" (1975) weiterhin eine Fülle an exzellenten Songs verfasst hat, bzw. dass His Bobness gerade seit Mitte der 1990er Jahre wieder in einem kreativen Hoch ist und seine jüngsten Alben "Time Out Of Mind" (1997), "'Love & Theft'" (2001; von Newsweek zum zweitbesten Album der Nuller-Jahre gekürt), Modern Times (2006; sein erstes Nr.1-Album in den USA nach gut 30 Jahren) sowie Together Through Life (2009) feines Song-Material bieten? Dass es auch anders geht, zeigt z.B. Ricki Lee Jones, die auf einer aktuellen Compilation namens "The Village" genau so einem alten Hadern, wie oben erwähnt, neues Leben einhaucht. Ihr "Subterranean Homesick Blues" kommt im Gegensatz zu der Version auf "Dirk Sings Dylan" pfiffig und munter daher, in diesem Fall hat die Frischzellenkur gegriffen. Auch der Soundtrack zum Dylan-Biopic I'm Not There (2007), auf dem u.a. Calexico, Cat Power  oder Jack Johnson sich an Songs von Dylan versuchten, hat bewiesen, dass es anders geht. Ansonsten ist man besser beraten, zu den Original-Alben von Bob Dylan zu greifen, um seine Songs zu hören, oder noch besser, den Meister live in Concert zu genießen. Unermüdlich gibt Dylan seit 1988 jedes Jahr zwischen achtzig und hundert Konzerte, und kommt mit seiner Never Ending Tour auch jedes Jahr regelmäßig zu Konzerten nach Europa. Neue Arrangements der alten Klassiker, wechselnde Begleit-Bands und variable Set-Listen machen hier jedes Konzert zu einem Unikat. Motto: "Nobody plays Dylan like Dylan". (Robert Fischer)

CD-Tipp:
Dirk Darmstaedter: Dirk sings Dylan
Musik: @@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Beg, Steal & Borrow (2010)