Initiiert von Gina Mattiello und Pia Palme ist e-may eine Kräftebündelung
der Wiener Komponistinnenszene, die Wert auf höchst individueller Kompositions-
und Improvisationsansätze zwischen traditioneller Klangerzeugung, Elektronik
und Turntables legen. Für e-may 08 wurden sechs Auftragswerke an international
beachtete Komponistinnen mit Lebensmittelpunkt in Wien, vergeben. Zu hören sind
neue Werke von Elisabeth Flunger, Clementine Gasser, Pia Palme, Eva Reiter,
Marianna Tscharkwiani, sowie von “subshrubs”, einem Kollektiv bestehend aus:
Angélica Castelló, Katharina Klement, Maja Osojnik und Billy Roisz. Elektronisch
verstärkte Klangobjekte mit eigenen Hörwirklichkeiten sprengen dabei freilich das
Format eines traditionellen Konzertfestivals. Von künstlerisch gestalteten
Raumadaptionen der beiden bildenden Künstlerinnen Elisabeth Kousal (Licht) und Michaela Schwentner (Videoarbeit) bis hin zu Live
Visuals und DJ-ing beim Festival-Abschluss verspricht selbst das Rundherum
einiges.
Secret Love
Höchste Erwartungen können aber auch an das Hauptprogramm gestellt
werden, so z.B. wenn die Cellistin Clementine Gasser gemeinsam mit Hans-Joachim
Roedelius (!!) und dem polnischen Saxofonisten Mikolaj Trzaska ihr „Secret Love“
zur Uraufführung bringt. Gestellt werden dabei im Vorfeld gewichtige Fragen wie
jene, ob es die heimliche Liebe des Jazz zur europäischen Moderne, zur so genannten klassischen Musik, überhaupt
gibt. Und wenn es sie gibt, ist sie denn von Bedeutung, erschöpft sie sich
nicht vielleicht doch in einem fragwürdigen Geschmacksuniversalismus?
Eva Reiter wiederum verschränkt virtuos Gambe,
Kontrabass-Blockflöten und Elektronik in der Überwindung der maximalen Kontrolle,
im Zerfall der Ordnung und den daraus zu entwickelnden neuen Formen des Umgangs
mit musikalisch zeitlichen Strukturen.
Von hier nach dort und wieder zurück
Elisabeth Flunger bringt gemeinsam mit der deutschen
Musikerin Ute Völker mit "von hier nach dort und wieder zurück" eine Performance
aus Schrottteilen, Klanginstallationen und Akkordeon zur Erstaufführung. Hervorgegangen
ist "von hier nach dort und wieder zurück" aus einer früheren Arbeit, nämlich aus
einer Klanginstallation mit Umweltgeräuschen. "Diese Geräusch-Tracks", so Flunger, "habe ich analysiert und in eine instrumentale Sprache übersetzt. Die
Zufälligkeit dieser Geräuschabfolgen schlägt sich in der Art
der Notation und in der offenen zeitlichen Organisation der Instrumentenstimmen
nieder. Wobei die tatsächlichen Inhalte wie Straßenlärm, Vögel, Baustellen, Staplergeräusche,
Kindergeschrei, in diesem Prozess irgendwann keine Rolle mehr spielen und sich
verändern und zu etwas anderem werden. Ute Völker hat einmal im Gespräch so
nebenbei die Bemerkung fallen gelassen, sie würde gerne in einer Punkband
spielen, und diesem Wunsch will ich vor allem in der Ausarbeitung der
Baustellengeräusche Rechnung tragen."
Oszillierende Täuschungen mit akustischen und visuellen Erosionen
Marianna Tscharkwiani schafft mit der Komposition fosziliation
für 2 Stimmen, Oboe, Turntables, Schlagzeug, Elektronik, Video – und
Lichtprojektion ein Wechselspiel von Musik, Video und Performance und behandelt
dabei das Phänomen von Zeit, Gedächtnis und veränderter Wahrnehmung.
Pia Palme lotet mit dem Kontrafagottisten Robert Buschek die
Spielmöglichkeiten neu entwickelter Kontrabassinstrumente aus, und zwar in überaus
ungewöhnlicher Kombination mit dem Schweizer Noise-Performer Joke Lanz.
Die vier Komponistinnen Angélica Castelló (Blockflöten &
Elektronik), Katharina Klement (Klavier & Elektronik), Maja Osojnik (Blockflöten
& Stimme & Elektronik) und Billy Roisz (Elektronik) präsentieren schließlich
als Komponistinnenkollektiv "subshrubs" neue Kompositionen und soundmaps,
strukturierte oder gänzlich freie Improvisationen, wobei sie u. a. verschiedene
Lesarten von Loops ins Zentrum stellen. (mh/pt; Fotos: Elvira Faltermeier, Kurt
Hörbst, e_may 08)
Programm:
30. Mai 2008 (Beginn 19 Uhr)
Elisabeth Flunger
Eva Reiter
Pia Palme
31. Mai 2008 (Beginn 19 Uhr)
Marianna Tscharkwiani
Clementine Gasser
subshrubs
Festival-Ausklang:
DJanes on the dexx: Sweet Susie, Live Visuals: Chero
Lightning (female:pressure)
Karten:
GEWINNSPIEL
Festivalpass: € 25,– / erm. € 20,–
Tageskarte: € 16,– / erm. € 13,– / KosmosEuro € 1,–
(Ermäßigung: Schüler/innen, Student/innen, Lehrlinge,
Zivildiener, Arbeitslose, Pensionist/innen, Gruppen ab 10 Personen sowie mit
Euro<26 Card, Ö1-Card)
Veranstaltungsort:
KosmosTheater
Siebensterngasse 42, 1070 Wien
Tel. 01/523 12 26
Link-Tipps:
Interview mit Roedelius
Interview mit Mia Zabelka
Podcast Clementine
Gasser, Pia Palme, u.a.
Krautrock – Musikrevolution in Deutschland (Teil 1)
|
|