Vom 27. Mai bis 1. Juni 2008 heißt es wieder Ohren auf für
feine Dialektklänge aus Österreich. Das Festival pflanzt poetische Großstadt-Blüten und serviert blumige Vorstadt-Erotik,
Wiener Rap-Kabarett und
Weltstadtmusik und verzaubert mit
Soul-Funk und Goiserer Dialekt. Zudem ist dies vorerst die letzte Gelegenheit, ein
gediegenes Kulturprogramm im Andino zu erleben.
Die Dialektmusik lebt und auch die Wahrnehmung verändert
sich schön langsam wieder. Nachdem über viele Jahre hin Dialekt als verpönt
galt und das Deutschland-deutsche Deutsch bzw. das Schönbrunnerische
Burgtheater-Deutsch als das einzig wahre Ausdrucksmittel im Großraum Österreich
galt traut man sich nun wieder vermehrt auf die sprachlichen Wurzeln zurück zu
greifen. Dialekt also (und im Übrigen nicht nur hierzulande, sondern auch in
Deutschland). Bereits 2007 fand das Erste Dialektmusikfestival statt,
nach dem fulminanten Zuspruch wird das Festival diesmal sogar von vier auf
sechs Tage ausgedehnt, erneut und zugleich zum letzten Mal im gemütlichen Ambiente des Wiener Andino stattfindend.
Dienstag 27.5. 20.00 Uhr El Awadalla (im roten Salon) Die Millionenshow-Gewinnerin, Präsidentin der Österreichischen Dialektautor/innen und Herzensmensch, sowie Herausgeberin der Dialektzeitschrift "Morgenschtean", Heimat- und Bierdeckeldichterin, schreibt seit mehr als 20 Jahren im Dialekt, fernab von Klischees und Heimatdümmelei über Fußball, Leichenschmäuse, dichtende Hunde, wichtige Wichte usw. 21.00 Uhr Barbara Stromberger (im roten Salon)
Mittwoch 28.5. 20.00 Uhr Georg Biron (im roten Salon) Der Schriftsteller und Schauspieler Georg Biron ist ein Ur-Wiener, der sich beim Reden und Schreiben kein Blatt vor den Mund nimmt und beim Dialekt-Festival im Andino blumige Vorstadt-Erotik serviert. Motto: "Maunchmoi waaß i ned, bin i a Mensch oda a Wiener..." 21.00 Uhr Hauk (im roten Salon)
18.30 Uhr Anna Kaiser (im Schanigarten)
20.00 Uhr SiE (im Saal)
DENK, die Band rund um die Sängerin und Gschichteldruckerin Birgit Denk, die zusammen mit ihren Herren ein außergewöhnlich eingespieltes Team bildet, ist auch 2008 wieder aufgestellt, um das österreichische Lied mit selbigem Zungenschlag am Leben zu halten. Dafür wurde frische Musik geschrieben, Instrumente neu kombiniert, aber auch erprobte Publikumslieblinge wurden abgestaubt um alles zusammen zu einem neuen Konzertprogramm zu verweben. "Es is guad" verspricht einen musikalischen Abend zum Lachen, Weinen, Denken und Fühlen und einige werden auch tanzen, soviel ist fix. |
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Weltmusik und literarische Rockkultur
18.30 Uhr bratfisch (im Schanigarten)
Wien ist Weltstadt, bratfisch ist Weltstadtmusik. Mit
leichtem Augenzwinkern und der typisch wienerischen Musik im Gepäck begibt sich
die Gruppe bratfisch auf Weltreise. Da darf ein Wienerlied wie ein Reggae
klingen, da darf auf serbisch gesungen werden und Terzenseeligkeit im 7/8 Takt
erklingen. Da wird geblödelt und überlegt, mit scharfer Zunge getextet und
lustvoll musiziert.
20.00 Uhr Remasuri (im Saal)
Die Faszination von remasuri entsteht durch die nicht
alltägliche Besetzung und durch die Vielseitigkeit der beteiligten
Musiker/innen. Der Wirt interpretiert, schon aufgrund seiner Tätigkeit hinter
der Schank, die im Wiener Dialekt gehaltenen Texte authentisch und mit dem
typischen „Wiener Charme“. Daraus entsteht ein einzigartiger, aus
verschiedensten Musikrichtungen inspirierter, neuer, wenn man so will, moderner
Wienerlied-Klang. remasuri stellen sich somit abseits des Mainstream und des
etwas in die Jahre gekommenen (oder im Sterben liegenden?) Austro-Pop.
21.30 Uhr Krautschädl (im Saal)
...gonz wurscht wos I ah werd, I kauf ma moi ah Pferd...
Träume sind so individuell wie die Menschen, die sich
selbige in den Kopf gesetzt haben. Mölgie z.B. träumt von einem Pferd. Ganz
ehrlich. Deshalb singt er auch darüber. Weil es ihm wichtig ist. Weil es ihm
etwas angeht. Weil es gesagt werden muss. Weil es sein derzeitiges Lebensmotto
ist, wie er bekennt. Ein solches kann sich ändern, denn er ist erst 22 Jahre
alt. Zu jung, um sich endgültig festzulegen, aber doch schon so alt, dass man
den Traum von einem Pferd nicht mehr als jugendliche Schwärmerei abtun kann. Diese Ernsthaftigkeit passt zu KRAUTSCHÄDL, der Band, für die Mölgie die Texte
schreibt, für die er singt und die Gitarre spielt. Gemeinsam mit Sonti (20) am
Bass und Plescha (21) am Schlagzeug bildet er jenes Rock-Trio, das sich
anschickt, nach der Heimat Oberösterreich und dem benachbarten Bayern ganz
Österreich im Sturm zu erobern. Mit zupackenden Rockrhythmen und Texten, die
man versteht, obwohl oder gerade weil sie im Dialekt zu Hause sind. 2007 waren
sie nominiert für den Austrian Academy Award, bei dem es nicht um Verkäufe oder
Chartplatzierungen ging, sondern um Live-Qualitäten; und gerade die haben
KRAUTSCHÄDL in mehr als 100 zum Teil ausverkauften Konzerten mehr als nur unter
Beweis gestellt. KRAUTSCHÄDL meinen es ernst, und vor allem, KRAUTSCHÄDL lassen
sicht nicht verbiegen. Intim, intensiv und extrem gelungen. Da wächst offenbar
Großes heran.
Samstag 31.5.
Wienerisch, bunt gemischt
18.30 Uhr Tini Kainrath, Hojsa, Ratzer (im Schanigarten)
Kainrath und Hojsa führen durch ein buntes Programm, das aus
den wesentlichsten Formen der Wiener Unterhaltung, Schrammelmusik, Wienerlied,
Kabarettliedern, Couplets, Conference und einer Prise Literatur besteht.
Begleitet werden sie von dem österreichischen Gitarrengenie Karl Ratzer. Zu
dritt wird musiziert und
selbstverständlich kommt der Wiener Schmäh nicht zu kurz.
20.00 Uhr A.Geh (im
Saal)
Beim gelungenen zweiten Album der A.Geh, "samma uns ehrlich", nimmt
sich der Wiener wieder kein Blatt vor den Mund. Er bringt die Leute zum
Nachdenken, zum Kopfnicken und überzeugt nicht nur mit Rap-Kabarett und Wiener
Schmäh, sondern auch mit ernsten Themen, z.B. mit dem heiklen Thema
Fremdenfeindlichkeit. Erheiterndes, Tanzbares und Wiener Rap-Klassiker werden
zu hören sein.
21.30 Uhr Chilenen Pepperln (im Saal)
Die Band spielt Songs von Red Hot Chilli Peppers unter
verschärften geografischen und milieubedingten Vorzeichen, nämlich auf
Wienerisch. Was in Kalifornien der amphetamingepuschte, drogenverseuchte,
sexsüchtige Bodybuilder ist, findet in Wien im Bierkrügelstemmenden,
Goldketterlbehangenen Wirtshausphilosophen sein Gegenstück. Welterfolg und
Rockmusik schließen einander in Wien nahezu aus, doch die Geschichten die
erzählt werden, sind im Grunde überall auf der Welt die gleichen: "The
world in Favoriten is too small" - sagen die Chilenen Pepperl, lösen einen
Fahrschein und wagen sich in angrenzende Bezirke, manchmal sogar bis in den 6.
Bezirk. Unpackbar lässig!
Sonntag 1.6.
Frühschoppen
13.00 Uhr 5/8erl in Ehr’n (im Schanigarten)
Drei junge Köpfe, ein Jazz-Visionär und eine legendäre
Gitarristin: Das ist die Combo, die musikalisch völlig aus der Reihe tanzt, die
verquer-humorigen 5/8erl in Ehr'n. Mal ehrlich: Wie viele von der heutigen
„jung generation“ fühlen sich dem musikalischen Erbe Peter Alexanders genauso verpflichtet wie dem Wienerlied,
kennen Filme wie „Das weiße Rössel“ in und auswendig und hätten als Band auch
noch die Chuzpe, dies alles zu einem Stilcocktail mit einem dicken Anteil Soul
in den Vocals zu vermengen? Erfreulicherweise scheren sich die Achterl'n nicht
im Geringsten um die musikalische Ausrichtung in den heimischen Probekellern
und ziehen mit jeder Menge Humor ihr ureigenes Ding durch - und die Sache
funktioniert! Wer sich Songs wie „Es muss was Wunderbares sein“ oder das
bärbeissige „Ollawöts G`sicht“ anhört, wird feststellen, dass hier Musiker am
Werk sind, die vor nichts zurückschrecken, dabei aber verdammt genau wissen,
was sie wollen. Die Songs der Achterl'n kann man sich bei einem Heurigen
genauso vorstellen wie in einem Jazzlokal der Marke Porgy & Bess.
Besetzung: Max Gaier und Bobby Slivovsky (Gesang), Hanibal Scheutz
(Kontrabass), Miki Liebermann (Gitarre), Clemens
Wenger (Akkordeon).
(mh/pt; Fotos: 5/8erl in Ehr’n, Manfred Baumann, Krautschädl, Ossifant, Nikolaus Similache)
Festival-Infos:
Festivalpass:
€ 29 (Zutritt an allen Tagen, der Pass ist übertragbar)
Tageskarten:
Ö-Ticket 01 96 0 96
Kartenreservierung unter www.dialektmusik.at
Festival-Telefon: 0660 13 13 100
Denk - Ausgsteckt in Rappoltenkirchen
Interview mit Birgit Denk
Interview mit Birgit Denk (1)