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kc_mckanzie_hammer_nailsWer glaubt, (New) Bluegrass, (Alternative) Country, Americana und (Progressive) Folk könne in bestechender Qualität nur in den USA oder in GB entstehen, kennt  nicht K.C. McKanzie aus Deutschland, die mit ihrem Album "Hammer & Nails" erneut ein großes Album vorlegt. 


 

"Ich singe für die, die zuhören und vor allem für die, die mich gar nicht hören können", meint die Sängerin, Gitarristin, Banjo-Spielerin und Komponistin aus Berlin, die bereits mit dem Vorgänger-Album "The Widow tries to hide" für Aufmerksamkeit sorgte. Auf dem aktuellen Album "Hammer & Nails" schrieb K.C. sämtliche Lieder und sie agierte gemeinsam mit ihrem Musikerkollegen am Bass, Joe "Budi" Budinsky, als Produzentin. Darüber hinaus gestaltete sie auch das Artwork des Albums selbst. "Die Kraft", so K.C., "ist der kleinste, gemeinsame Nenner von 'Hammer & Nails'. Wir haben nur Songs ausgewählt, die für mich eine gewisse Magie ausstrahlen. Während des Aufnahmeprozesses ist mir nie ganz klar wohin das führen wird, aber für 'Hammer & Nails' gab es früh eine Vision: roh sollte es sein und ehrlich. Deswegen gibt es keine fröhlichen Up-Tempo Stücke auf dieser CD."

Ein Glücksfall von einem Album

Was dafür im Übermaß vorhanden ist, sind diese unglaublichen Melodien, die sich nach und nach einfräsen mit Texten, die zum Teil nur schwer zu fassen sind oder einfach Geschichten über Menschen erzählen, irgendwo an der Kante zwischen Mythos und Realismus, Dunkelheit und Abgrund schwebend. "You seem big and strong up there/great gun in your hand", heißt es z.B. in "Pretty Horse", diesem Glücksfall an Lied, und: "No one breaks that iron heart/No one kills that man." Gleich der Einstieg mit "Adam" könnte ob des wehmütigen Textes und der zarten Melodie nicht besser gelingen. Manche Passagen des Albums, 13 Lieder sind darauf enthalten, sind konzentrische Folk-Figuren, die in ihrer Stimmung und Schönheit an Nick Drake gemahnen, wie z.B. "Summer's Blue" mit Textzeilen wie "You watch the stars move through the clouds/I watch your body rise".

Wall in my face

Intensität und abtauchen in die Stille ist das Markenzeichen von K.C. McKanzie. Eine melancholische Intensität, die auch Authentizität mit einbezieht. Hört nur mal in das unglaubliche "Wide Awake" rein oder in das Lärm verstärkte "See, How You've Mastered Me" mit Budi am Bass, Drums und Fender Rhodes. Was auffällt sind die unterschiedlichen Stimmungsatmosphären, die K.C. erzeugen kann und die auch das Album rückhaltlos zusammenhalten, zu einem Gewölbe machen, deren Spannung nie abfällt. "You tried so hard to lose some friends by making a new love", singt sie im entzückenden "You Deserve", dem kürzesten Lied auf dem Album; von verschwendeter Liebe handelt "Pretty Little Thing", wo die Narben mit Stolz getragen werden, mit "wall in my face." Weitere Höhepunkte: Das längste Lied des Albums, "Razorblade", mit den Gastmusikern Charlotte Jacke am Cello und Steffen Zeller am Akkordeon, das melodieintensive "I Remember You" und das Titellied.

...why we just can't feel free

Wie heißt es so schön? Lieder, die nicht einem gängigen Zeitgeist entsprechen, können auch nicht unmodern werden. Und so scheint das Songmaterial von K.C. McKanzie aus einer versunkenen Zeit zu stammen. Es ist nicht nur wichtig, was wie gespielt wird, sondern auch, was weggelassen wird. Durch sparsame Instrumentierung zieht sie den Hörer in den Bann, das nackte Gerüst der Lieder, angesiedelt in den ländlichen Musiktraditionen Amerikas, gibt alles preis. Das Zeitengefüge ist sekundär, die gesungenen Geschichten sind immerwährend aktuell, oder, wie sie in "Razorblade" singt: "And I cried for the living, I cried for the dead/what's now I can't change, what's coming I can't see/so let me keep crying, it's my way to agree/ain't we all searching for that secret disease/that explains why we just can't feel free." Ein verblüffendes Album einer jungen Künstlerin, die längst ihre individuelle Handschrift fand. Essenziell. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
K.C. McKanzie – Hammer & Nails
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Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: t3records (2008)

Aktuelle Live-Termine:
K.C.'s MySpace

Link-Tipps:
Interview mit K.C. McKanzie
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