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deville_willy_pistolaDie Messlatte, die er sich mit dem Album Crow Jane Alley (2004) legte war verdammt hoch. Konzipiert wie ein Vinyl-Album gelang es ihm mit Pistola erneut ein Meisterwerk vorzulegen: William Borsay, besser bekannt als Willy DeVille.

Pistola, das 13. Studioalbum, beinhaltet neun neue Lieder und eine Fremdkomposition ("Louise" von Paul Siebel), allesamt angesiedelt zwischen Blues, Funk, Soul (begleitet wird er u. a. denn auch vom Soul-Duo The Valentine Brothers) und dem einzigartigen Soundgefühl von Willy DeVille, den man guten Gewissens längst zu den besten Songwriter und Sänger zählen kann.

Los geht es mit einem typischen DeVille-Einstiegssong. Das rockige "So So Real" überzeugt mit einer eingängigen Melodie und Textzeilen wie "I used to think I knew everything". Das nachfolgende "Been There Done That" ist ein Swamp-Funk allererster Güte, angereichert durch Trompete, Posaune und wabbernden Synthie-Flächen. Kantig und roh. Ganz anders "When I get home". Sehnsucht die große Liebe wieder zu sehen ist das Thema, musikalisch begibt er sich damit ins folkige Songwriter-Genre. Andere würden mit einem derartigen Lied ins kitschige abdriften, DeVille  - und genau das ist eines seiner großen Vorzüge – schafft es hingegen stets ob seiner Intonation sogar durchschnittliche Textzeilen wie "Oh it's been so long/Since I held you in my arms/Nights go on like they'll never end" zu etwas Besonderem zu machen. Diese Meisterschaft prolongiert er auch im Country-Hatscher "Louise", einem Lied vom leider viel zu wenig bekannten Liedermacher Paul Siebel.

I lost my New Orleans

Als der Hurrikan Katrina hereinbrach, die großen Wasserpumpen der Stadt ausfielen und unterspülte Gebäude zusammenbrachen, evakuierte die US-Regierung am 31. August 2005 die Bevölkerung von New Orleans. Der Verlust von New Orleans, einer der schönsten Städte der Welt, ist Thema in "The Band Played On", dem Höhepunkt des Albums. Ein Trauermarsch biegt um die Ecke, mit einem Sänger, der mit Verzweiflung in der Stimme Zuversicht versprüht, dass New Orleans wieder auf die Beine kommt: "I know it", ruft er am Ende des Liedes aus, "she'll be back again someday". Somit endet – in Vinyl gedacht – die erste Seite. Die zweite Seite beginnt mit dem Gospel infizierten Blues "You Got The World In Your Hands" bevor es mit einem großen Tusch und einem, oberflächlich betrachtet, harmlosen Liebeslied weitergeht. Liebeslieder bei DeVille haben aber immer wieder seine Tücken und könnten – wie im Fall von "I Remember The First Time" - genauso an eine Frau wie an seine Erfahrungen mit Drogen gerichtet sein.

Mystische Begegnungen

Der zweite Höhepunkt des Albums ist das mysteriöse "Stars That Speak". DeVille tritt hier als Sänger zurück und erzählt mit aufgerauter dunkler Stimme die Geschichte eines Künstlers über eine Begegnung mit der Frau seiner Träume, gemeißelt in Stein. Die Statue beginnt zu beten, dass sie alles tun würde um eine echte Frau zu werden, "so the stars give her the night/warning her do not touch/or they will die". Mystisch geht es weiter, und zwar im Blues "I'm Gonna Do Something The Devil Never Did". Der Liedtitel gibt die Grundstimmung vor, der Bass und die E-Gitarre fahren einem dabei durch sämtliche Knochen und die Düsternis in des Sängers Stimme ist auch nicht gerade beruhigend. Das abschließende "The Mountains Of Manhattan" ist der dritte Höhepunkt des Albums. Willy DeVille agiert hier wieder als Erzähler und spielt Wooden Flute, begleitet von Pete Thomas und John Philip Shenale an Percussions. "There are no songs, no stories, there are no horses/there are no coups/everything is taken with no honor and belongs to no one." Ein außergewöhnliches Musikerlebnis. Willy DeVille at its best. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
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Willy DeVille – Pistola
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Eagle Records/Edel (2008)

Link-Tipps:
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CD-Kritik Willy DeVille "Crow Jane Alley"
Interview mit Willy DeVille