mit den Schlagworten:

fitzgerald_ella_herman_leonard Irgendjemand muss ja als die beste Gesangskünstlerin gelten, und wenn es darum geht wer diesen Thron besetzt, tauchen nicht allzu viele Namen auf, letztendlich reduziert es sich auf einige wenige - Sarah Vaughan, Billie Holiday, Ella Fitzgerald.

Um letztere geht es auf den vorliegenden zwei CDs aus dem Hause Verve mit praktisch identer Tracklist. Auf der einen versuchen 13 Sängerinnen und 3 Sänger (wobei einer davon mit Ella im Duett in einer Live-Aufnahme aus New Orleans im Jahr 1977 zu hören ist) an Ella ranzukommen bzw. "ganz einfach" Tribut zu zollen, auf der anderen hört man eben diese Lieder in der Version von Ella herself. Die zwei separat zu beziehenden CDs tragen die Titel We all love Ella: Celebrating  the First Lady of Song bzw. Ella Fitzgerald: Love, Ella. Und quasi zum Drüberstreuen gibt es "The First Lady of Song", wie sie gerne genannt wurde und wird auch in einer klanglich fein aufpolierten Live-Aufnahme aus dem Jahr 1965 zu hören. Das legendäre Album Ella Fitzgerald in Hamburg: Ella swings at the Musikhalle kommt erstmals remastered auf CD zu Ehren.

We all love Ella: Celebrating  the First Lady of Song
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Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Verve/Universal (2007)

Ella Fitzgerald - Love, Ella
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Musik: @@@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Verve/Universal (2007)

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Im Jahr 1938, Ella Fitzgerald war gerade mal 21 Jahre jung, gelang ihr mit Chick Webb and His Orchestra ein Millionen-Hit, nämlich "A-Tisket, A-Tasket". Mit diesem Lied beginnen denn auch beide CDs, und beide Versionen – jene von Ella aus dem Jahr 1938 und jene von Natalie Cole anlässlich Ellas 90. Geburtstags – haben die exakt gleiche Spiellänge von 2 Minuten 37 Sekunden. Die Prominenz reicht gewissermaßen das Gesangsmikrofon Staffellaufmäßig weiter – von Natalie Cole über Chaka Khan (beide sind auch im Duett zu hören) über Queen Latifah bis hin zu Diane Reeves, Lizz Wright, Linda Ronstadt, Etta James, K.D. Lang, Dee Dee Bridgewater, Diane Krall (gemeinsam mit Hank Jones), Gladys Knight und dem reichlich überbewerteten Michael Bublé. Zu hören sind darauf auch mit Ledisl und Nikki Yanofsky zwei weniger bekannte. Die Bemühungen sind zum Großteil nicht unbelohnt, die Performances also gut bis recht ordentlich bis lau, gemein haben sie alle, dass sie – mit einer Ausnahme (dazu später mehr) - der großen Ella Fitzgerald nicht wirklich das Wasser reichen können. Etwas deplatziert, da aus dem Kontext der Neueinspielungen herausgerissen, wenn auch hoch interessant jenes Duett Ella F. und Stevie Wonder, bei dem Frau Fitzgerald Herrn Wonder als junge Generation von Sängern ankündigt (das ganze trug sich im Jahr 1977 zu) und gemeinsam Wonders "You are the Sunshine of my Life" intonieren. Eine Performance, die man letzten Endes allerdings nicht ganz ernst nehmen kann. Neben Natalie Cole und Lizz Wright (sie singt "Reaching for the Moon") gefällt auf dieser von Phil Ramone produzierten CD eine noch reichlich unbekannte Sängerin am Besten – die mit Abstand jüngste. Nikki Yanofsky ist am 8. Februar 1994 (!) in Montreal (Kanada) geboren (sie war also 2 Jahre als Fitzgerald starb) und singt "Airmail Special" in einer unglaublich rasanten Art und Weise, dass es nur so eine Freude ist. Umso bemerkenswerter, da man ja direkt vergleichen kann. Fitzgeralds Version aus dem Jahr 1952 ist bestechend, Yanofsky aber schafft es tatsächlich – nicht vergessen, sie ist 13 Jahre jung - dicht dranzubleiben und ihrer Performance jetzt schon eine Eigenständigkeit im Sinne von Übermut und Kontrolle im Geiste Ellas zu verleihen. Willkommen in der Gegenwart, hier ist die Zukunft.

Ella Fitzgerald in Hamburg
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Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Verve/Universal (2007; Erstveröffentlichung 1965)

fitzgerald_ella_hamburg Mitten in den revolutionären Jahren der Rockmusik, und als die Hitparaden voll von The Beatles waren, tourte Ella Fitzgerald unermüdlich durch die Kontinente - am 26. März 1965 schließlich erklomm sie auch gemeinsam mit Tommy Flanagan (Piano), Keeter Betts (Bass) und Gus Johnson (Drums) die Bühne in der Musikhalle Hamburg. Erwähnt werden The Beatles auch deshalb, weil Ella Fitzgerald mit "A Hard Day's Night" in dieser Zeit ein Lied der Fab Four ins Repertoire nahm, sicherlich auch, um weiterhin junges Publikum anzusprechen, aber auch, um die "musikalische Banalität" der frühen Beatles zu parodieren, so wie sie es bereits auf ihrer Tournee 1958 mit Elvis Presleys "All Shook Up" tat (nachzuhören auf dem grandiosen Live-Album Ella in Rome), wobei sie in Hamburg dieser Version mit Blues-Rock in ihrer Stimme begegnete und Abstand von parodistischen Elementen nahm. Das Hamburger Konzert ist hinsichtlich Intensität nicht unbedingt auf gleicher Höhe mit jenem in Rom, essenziell aber in jedem Fall. Alleine die abschließende Performance von "Old McDonald Had A Farm", aber auch das Ellington Medley sind den Kauf wert. Dazu gibt es glanzvolle Versionen von "And the Angels Sing" mit einem gutgelaunten Flanagan am Piano, sowie eine übermütige Interpretation von Jobims "The Boy from Ipanema", und etliche andere Denkwürdigkeiten, in der sie ihre ganze Klasse ausspielt. Toll wie sie und ihr hervorragendes Trio immer wieder in den Blues reinrutschen, um sich aus diesem wieder rauszuswingen – gut nachzuhören z.B. auf "Don't Rain On My Parade". Ella at her Best? Nicht ganz, aber fast. (Manfred Horak; Teaser-Foto: Herman Leonard)

Link-Tipps:
Video Nikki Yanofsky "Airmail Special"
Celebrate Ella (Videos und Podcasts)