novarock07bahaWenn eine/r eine Reise tut, dann kann er/sie was erzählen. Bei Festival-Reisen ist dieser launige Spruch besonders wahr. Doch bei der Hinfahrt zum Nova Rock Festival 2007, das dieses Jahr zum dritten Mal stattfand, konnte man wirklich nichts erzählen. Nichts Negatives, nämlich. Keine Staus, keine Unfälle, keine Hitzewallungen. Frisch und fröhlich kam man am Gelände an. Na ja, ein wenig verschwitzt, aber das hat nun wirklich nichts mit der Organisation des Festivals zu tun. Alles klappte wie am Schnürchen, die Bänder wurden wie am Fließband verteilt und die Crew war freundlich, zu Scherzen aufgelegt.

Die sehr gute Organisation sei hier nochmals unterstrichen, da dies auf  Festivals nicht selbstverständlich ist. Wie auf Knopfdruck schaltet das Hirn von Alltag, Alltag, Alltag auf Festival, Festival, Festival und somit Musik, Musik, Musik um. Von halb fünf Nachmittags bis fast Mitternacht am selben Fleck zu stehen, ist wohl nicht sehr erquicklich. Es ist aber wunderbar, wenn man sich vor einer Bühne befindet und fantastischen Konzerten lauschen darf.

ERSTER TAG

Die erste Band, die mich am Nova Rock 2007 erfreute waren Editors. Nach ihrem fulminanten Konzert im Februar 2006 im Flex, war ich sicher, auch diesmal nicht enttäuscht zu werden. Ich sollte Recht behalten. Die Band, mit ihren düster-morbiden Texten und Melodien, verbreiten auch am helllichten – himmelblauen-wattewölkchen - Nachmittag den süßen Hauch der Melancholie und beweist, dass Vergleiche mit Interpol und Joy Division nie wirklich gerechtfertigt waren. Editors macht ihre eigene Musik. Das machen sie großartig. Dies liegt nicht nur an Tom Smiths unverwechselbarer Stimme, sondern auch an den musikalischen  Fertigkeiten des Schlagzeugers, Bassisten und Gitarristen. Gemeinsam schaffen sie es, das Publikum für die Dauer des Konzertes, in Welten zu entführen, die trotz ihrer Dunkelheit immer wieder Hoffnung und Licht spenden. Nach diesem Einstieg bot die Cover-Band Me First And The Gimme Gimmies geistige Erholung. Diese Band covert ohne Gnade von "Country Road" bis "All My Loving" alles, was ihr in die musikalische Quere kommt. The Hives aus Schweden hatten sich fein herausgeputzt. Das tun sie aber immer. In ihrem schwarzen Outfits und weißen Jacken mit passenden Schuhen, wirkten sie angesichts der Festival-Realität – eher zerknautscht als gebügelt, eher  dreckig als gewaschen – noch eleganter. Umso absurder war es, dass mitten im Konzert zwei Fans ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen und aus der Masse heraussprangen. Mit schwarzem Outfit und weißem Outfit mit passenden Schuhen. Was für ein Bild.
Nach dem Hives ging es modetechnisch wieder low-fi mäßig weiter. Incubus beehrte Nova Rock. Seltsamerweise war bei Incubus das größte Gedränge, weshalb der Versuch, Fotos zu machen, oft nur ein Versuch blieb. Wahrscheinlich ist dies dadurch zu erklären, dass der Song "Love Hurts" des akuellen Albums momentan rauf und runter gespielt wird. Incubus präsentierten sich gewohnt sympathisch und "nah am Menschen", was man momentan so oft hört . Whatever that means. Besonders bei "Megalomaniac", "Are You In" und "Wish You Were Here" kam Leben in die Masse. Headliner des ersten Tages waren Smashing Pumpkins. Nicht nur mit ihrem neuen Hit "Tarantula", sondern auch mit Klassikern begeisterten sie das Nova Rock Festival. Diese Band ist ein Phänomen – nach beinahe einem Jahrzehnt Pause sind Billy Corgan und seine Musiker und seine Musikerin auf der Bühne zu bewundern. 

ZWEITER TAG

Across The Delta und Hayseed Dixies bekam ich noch nicht so richtig mit. Hinder und Therapy? mussten leider absagen. Daher ging es zumindest für mich erst ab Sunrise Avenue los. Obwohl ich der Band musikalisch, na ja, sagen wir neutral gegenüber stehe, muss ich zugeben, dass ich überrascht war, wie sehr die vielen Menschen bei fast brütender Hitze unter blauem Himmel zu der Musik tanzen. Ein Pixies-Member, Frank Black, auf der Bühne zu sehen, ohne seine Gefolgschaft, sprich, ohne "Rest-Pixies" war auch ein Erlebnis. Ob man wirklich 30 Seconds To Mars braucht, weiß ich nicht, aber sicher ist, dass Jared Leto mit seiner gleichnamigen Band doch Eindruck gemacht hat. Ich muss zugeben, dass ich mich zunächst mehr mit seiner Libertines-mäßigen Jacke beschäftigt habe, als mit den Songs. Das kam nachher. Aber nicht zu kurz. Linkin Park war eine jener Bands, die einen großen statistischen Anteil an T-Shirt tragenden Fans zu verbuchen hatte. Dementsprechend viele Menschen waren daher am Abend vor die Blue Stage gekommen und jubelten. Der Hauptact aber war Pearl Jam. Sie bewiesen, dass Musikmachen nichts mit dem Alter zu tun hat und  legten eine sagenhafte Performance hin. Eddie Vedder zeigte mit seinem Peace-Shirt was wichtig ist und zeigte, dass er auch noch nach gezählten drei allein entleerten Weinflaschen singen kann. Und wie. Nicht zur Nachahmung empfohlen – vor allem, wenn man nicht singen kann. Ein beeindruckendes Konzert. Nach dem Hitfeuerwerk dann das "echte" Feuerwerk. Die denken echt an alles.

DRITTER TAG

Auch am dritten Tag war nur Blue Stage angesagt. Zu The Staggers, die auf der Red Stage spielten, zu gehen, ging sich leider nicht mehr aus. Also wieder Blue Stage. Die österreichische Band Excuse Me Moses erfüllte ein paar Klischees. Der Sänger hat immer eine Sonnenbrille auf, der Oberkörper ist entblößt und tätowiert ... Aber Spaß beiseite. Excuse Me Moses können rocken und sie haben auch ganz nett schon signierte CDs am Nova Rock CD-Stand hinterlegt. Sehr schlau. So gewinnt man Fans. Die absolute Sensation waren danach The Dykeenies. Da ich von der Band zwar schon gelesen, aber noch nichts gehört hatte, war ich besonders gespannt. Die Schotten gewannen im Handumdrehen das Publikum! Mit ihrer Mischung aus Rock, Pop, Synthie, Indie und jeder Menge Witz und Charme bezauberten sie und brachten noch mehr Menschen zum Schmelzen als die Hitze. Ihr für Herbst versprochenes Album wird in Großbritannien schon heiß ersehnt und den My Space-Einträgen ist zu entnehmen, dass sie auch hierzulande einige Fans gewonnen habe. Sarah Bettens mit Band gab sich sympathisch und nett wie immer. Sie war die einzige Sängerin des Festivals. Mehr!
Donots, H-Blockx und Less Than Jake ließen Erinnerungen an jüngere Zeiten wach werden. Wieso kann ich gar nicht genau sagen, es ist mehr so ein Gefühl. Flogging Molly brachte die Masse zum Kochen. Es ist immer wieder bezaubernd, wie es diese Band schafft, die Menschen zum Tanzen und Singen zu bringen. Es ist aber mehr als das: Bei Flogging Molly Konzerten, wird kommuniziert, mit und durch die Musik. Schön. Der Sänger verriet uns auch noch ein Geheimnis. Als er die Band und sich vorstellte, meinte er: "I'm the President of Austria."
Mando Diao sangen und spielten ihre Songs, wie man es von ihnen erwartete. Oft was es schon etwas absurd, wenn man sie so auf der Leinwand sah: Richtig wie aus den Sixties ins Jahr 2007 befördert. Pilzköpfe, Anzüge und Harmoniegesang. Es leben die klassischen Tunes!
The Killers machten viel Aufhebens um die Bühnendekoration. Da wurde beinahe endlos geschleppt, gestemmt und gestaunt. Ich wunderte mich über die "Obstkisten" wie ich sie nannte, die aufgestellt wurden. Ich wunderte mich nicht mehr, als Brandon Flowers höchst selbst sich darauf stellt. Er wollte wohl die lieblichen Hügel von Pannonien besser überblicken ...  bei Nacht. Wie dem auch sei: Etwas distanziert aber sehr pflichtbewusst spielten sie ihr Set. Natürlich ließen sie die Fans nicht darben und gaben alte und neue Hits zum Besten.

Drei wunderbare unvergessliche Tage, Regen und Sonne, aber eins blieb konstant: Die Qualität der Musik beim Nova Rock Festival!
Danke! //

Text: Nadia Baha