Eine Stadt quillt über. Vier Menschen sind drinnen. Nicht ganz. Dann doch wieder. Protest und Liebe.

Wir schreiben das Jahr 2011. Nicht nur der Frühling bahnt sich den Weg in die Stadt, sondern auch Proteste gegen das autoritäre Regime in Aserbaidschan weiten sich in der Hauptstadt Baku aus. Die zwei Paare Ali und Nino, sowie Frida und Che irren in diesem Szenario in der Stadt herum, von Tränengas getrieben, von Lebenslust weitergespült.  

Doch die Geschichte ist nicht nur diese eine Geschichte, denn so gut wie nichts ist ganz klar. Auch die Zeiten vermischen sich immer wieder. Die Stimme über den Dächern ist einmal Nino, dann wieder Ali, dann Frida, dann Che, nur: welche Frida, welcher Che? Wo und wann?  Die sich immer wieder wiederholenden Szenen, die Beschreibung der Speisen, die Skizzierung der Stadt - all diese Bilder fügen sich zusammen, als kleines Gemälde eines großen Portraits.  

Mit dem vorliegenden Debüt-Roman besticht die vielfach ausgezeichnete Autorin Verena Mermer durch eine feine Beobachtung und lebendige Sprache. Das ist eine herzenswarme und hirnerfrischende Empfehlung. Im Anhang werden darüber hinaus dankenswerter Weise die aserbaidschanischen Sonderzeichen und die Aussprache erklärt, zudem werden die Begriffe ins Deutsche übertragen. //  

Text: Nadia Baha
Foto: Aleksandra Pawloff  

Verena Mermer: Die Stimme über den Dächern
Bewertung: @@@@
160 Seiten
ISBN: 9783701716456
Verlag: Residenz Verlag (2015)