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albertina-kuehn04Künstlerische Visionen durch Fotografie ebenso präzise auszudrücken, wie es sonst nur durch Malerei möglich ist - das war die Bestrebung von Heinrich Kühn, der als zentrale Gründungsfigur der Kunstfotografie um 1900 gilt. Die Albertina widmet sich mit der Ausstellung "Heinrich Kühn - Die vollkommene Fotografie" dem Leben und Werk des Fotografen.



 

 

Die Personale, konzipiert von Monika Faber und Astrid Mahler, will das Werk Kühns in einem breiten Kontext zeigen, und mit etwa 150 ausgestellten Werken ist diese Schau die umfassendste, die bislang über den Künstler gezeigt wurde. Im Ausstellungsbereich werden einzelne Werkgruppen zusammengefasst und zentrale Motive und Ausdrucksmittel einander gegenüber gestellt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den fotografischen Techniken, die Kühn angewandt und (weiter-)entwickelt hat. Sein Anspruch war es stets, Kontrolle über die technischen Mittel der Fotografie zu erlangen. Darin sah er eine Möglichkeit, sein Ziel, Fotografie als präzises künstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren, zu erreichen. Die Beschäftigung mit fotografischen Techniken war im Schaffen Kühns dadurch allgegenwärtig. Besonders prägend war für Kühn der Gummidruck, den er zum mehrschichtigen Gummidruck weiterentwickelte. Diese Innovation erlaubte die gestalterische Beeinflussung des Bildes in einem bis dahin unbekannten Ausmaß und war in ihren Varianten prägend für den piktorialistischen, an den Impressionismus erinnernden Stil Kühns. Auch die weiteren technischen Neuerungen Kühns und seines Kreises finden Erwähnung, allerdings ist dieses Thema zu komplex, als dass es in einer Personale zufriedenstellend aufgearbeitet werden könnte.

Im Kontext seines künstlerischen Schaffens wird auch das Leben Kühns aufgerollt und die Wechselwirkungen zwischen privatem und kreativem Tun werden deutlich. Besonders in der Motivwahl wird die Privatperson Heinrich Kühn transparent. Während er sich anfänglich der Landschaftsfotografie widmete, spielen Menschen in seinen späteren Bildern eine immer größere Rolle. Mit Ausnahme natürlich jener Porträts, die er gegen eine Gage anfertigte, wählte er als menschliche Motive zumeist Mitglieder seiner Familie, die Kinder etwa oder seine Gattin. Auch das Kindermädchen, Mary Warner, inszeniert er oft. Mit der Zahl der durchwanderten Schauräume steigt auch die Komplexität des Ausdrucks der Bilder. Kunstvoll in Szene gesetzte Motive lösen die einfachen Gummidrucke ab und beeindrucken durch ihre technische Umsetzung. Das Spiel mit den Farben und das gestalterische Eingreifen in das Bild werden kunstvoll zu harmonischen Werken vereint. Der Künstler Heinrich Kühn beeindruckt mit seiner annähernd vollkommenen Fotografie noch immer, und sein Werk nun endlich umfassend gezeigt zu bekommen, ist für Freunde der Fotografie wichtig. Jene aber, die sich nicht zu diesen Freunden zählen, werden die Ausstellung vermutlich nicht glücklich verlassen - zu komplex ist das Thema, als dass es ohne Vorkenntnisse genossen werden könnte. (Denise Karnthaler)


Kurz-Infos:
Heinrich Kühn: Die vollkommene Fotografie
Bewertung: @@@1/2
Albertina (1010 Wien)
Bis 29. August 2010
Täglich 10 bis 18 Uhr
Mittwoch 10 bis 21 Uhr

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Fotos:
Heinrich Kühn
Rückenakt, um 1920 (01)
Die Kühn-Kinder, 1913 (08)
Privatbesitz © Estate 

Heinrich Kühn
Frauentorso im Sonnenlicht, um 1920 (02)
Morgentoilette (Mary Warner), 1907 (05)
Museum of Fine Arts, Houston / Geschenk von Manfred Heiting. Die Manfred Heiting Sammlung © Estate 

Heinrich Kühn
Mary Warner im Gegenlicht, 1908 (03)
Hans und Edeltrude, 1912/1913 (04)
© Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Wien 

Heinrich Kühn
Baronin von Schwind, um 1908 (07)
Albertina, Wien © Estate