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die-angewandte_by_peter-kaiEine hochkarätige Gruppe versammelte sich zum diskursiven Thema "Kunst, Kultur und Krise" in der Universität für angewandte Kunst Wien. Rund um Gastgeber Rektor Gerald Bast diskutierten Edek Bartz, Christian Reder, Maria Rennhofer, Franz Schuh, Peter Weibl und Erwin Wurm.




 

 

Wie nach jedem solcher Gespräche entsteht im Kopf eine große, wabernde Blase aus Wörtern, Meinungen und Statements. Es entsteht eine gallertartige, knetbare Masse, die im Kopf hin- und hergerollt werden kann. Drückt man drauf, dann fallen einzelne Statements wie Tropfen ins Bewusstsein. Es gibt eigentlich keine Krise, oder doch ist es eine rein ökonomische Krise oder die des Kunstmarktes, der vergleichbar dem Aktienmarkt in seiner Preisgebarung in den letzten Jahren bereits überkochte; oder vielleicht ist es eine Krise der Institutionen wie der Universitäten, die, stets am Tropf der Staates hängend, um ihre Finanzierungen besorgt sind und sich vor der Instrumentalisierung und Ökonomisierung durch diesen einzigen Geldgeber fürchten. "Kunst, Kultur und Krise": In der Universität für angewandte Kunst Wien wurde am 26. Mai 2009 keine einhellige Antwort gefunden.

Der Kampf um eine Reform sollte gestartet werden

In Frankreich sind die Professoren und die Studenten bereits auf die Straße gegangen. Diese Aufforderung wurde gleich mit der Feststellung ad absurdum geführt, dass die Medien dann sofort die Society Keule einsetzen, um den Aufruhr bereits nach dem Aufkeimen zu ersticken. Ein Begriff bleibt hängen, der nicht besprochen wurde: Sind vielleicht die Medien in der Krise? Eine Antwort auf diese Frage findet sich nicht in dem wabernden Wörterballon. Lediglich Zynisches: Hurra, es gibt in der Krise der Kunst auch Lichter, die zu entdecken sind. Aktivitäten in Kellern, Einladungen per E-Mail, es bildet sich eine Szene. Die Musikindustrie hat das schon vor einiger Zeit gehabt, diese Krise. Weg von der CD hin zum Download. Und die Leute gehen jetzt mehr zu Live-Konzerten. Großartige Feststellung. Aber keine Antwort auf die Frage, gibt es nun eine Krise in der Kunst, ja oder nein. Die Arrivierten und gesettelten Gesprächsteilnehmer konnten sich zu keiner klaren Meinung durchringen.

Die Krise als Chance

Da, noch ein Statement:  die Krise als Chance. Wofür denn? Chance auf ein besseres Leben, auf mehr Anerkennung, auf mehr Geld? Auch beide anwesenden Medienvertreter Maria Rennhofer und Franz Schuh fanden darauf nichts Passendes in ihrem Repertoire. Auffallend, es fällt schon wieder der Begriff Medien. Ist das vielleicht der Kern einer vermuteten Krise der Kunst, egal ob es sie nun gibt oder nicht? Verdichten wir einmal diesen Ansatz. Kunst braucht ein Publikum um sich zu präsentieren, um ein Feedback zu erhalten, um sich weiterentwickeln zu können. Selten gedeiht Kunst im stillen Kämmerchen unbeachtet von den Menschen, die angesprochen werden sollen. Es gibt keine Krise der Kunst, sondern eine Krise der Kommunikation. Medien operieren rationalisierend. Sie werten und kategorisieren und sie sind auf Grund der Ökonomisierung selbst in der Krise. Zum Glück, und das ist die große Chance der Kunst, die nichts anderes als kreatives Umsetzen von Ideen und Emotionen ist, und zu allen Zeiten in der Krise steckt, dass es neue Wege der Kommunikation gibt, die sie erfolgreich nutzen kann. (Text: Peter Cerny; Foto: Peter Kainz)