Der Mann als Störenfried, der das Unheil bringt

Das wilde, mystische Volk der alpenländischen Saligen schafft es in der Dschungel Aufführung vom 22. April 2018 einen abenteuerlichen Ausflug in ein utopisches Tirol, jenseits von gesellschaftlichen Konventionen zu inszenieren. Mit eindrucksvoller Körperlichkeit zeigt das unabhängige Frauenvolk der Berge, wie sie ihr Leben isoliert von Männern und ohne Tausch-, Schenk- und Geldwirtschaft meistern. Auch wenn der Fokus (nicht wie nach dem Buch von Martin Auer) viel eher auf der weiblichen Kraft und Stärke liegt, als auf der Absage regulierende Vorschriften und Gesetzen gegenüber, entsteht eine inspirierende und spannende Idee einer Feministinnengruppe in einem erzkonservativen Bergland. Hier erlebt man Frauen die Männer tragen, Frauen die Frauen tragen, und Männer die Frauen tragen, aber sie fallen lassen. Der Mann als Störenfried, der das Unheil bringt.

Wie sagt der Tiroler zur Banane?

Dies ist leider nicht das einzige Klischee, das etwas platt wirkt. Zu glauben, in fein säuberlicher Standardsprache jedes k als ck auszusprechen, würde genügen einen tirolerischen Dialekt als authentisch wirken zu lassen, ist eine äußerst naive Vorstellung. Der Tiroler sagt auch nicht Banane-k. Die Kompositionen von Clara Luzia konnten dieses ck-Störgeräusch jedoch gut ausmerzen. Der Mix aus authentischem Tiroler Folklore, urigen Naturgesängen, Bodypercussion und elektrischem Gitarrensound ergaben eine durchaus passende und aufregende musikalische Begleitung. Und so ließen die mehr als authentischen Kuhimitationen und die multifunktional genialen Kostüme der 70-minütigen Vorstellung das Publikum mit Begeisterung und vielen schmunzelnden Momenten zurück. //

Text: Greta Kogler
Fotos: Bettina Frentzel

Kurz-Infos:
Von den wilden Frauen
Bewertung: @@@
Nach dem Buch von Martin Auer
Altersempfehlung: 9+
Kritik zur Aufführung am 22. April 2018 im Dschungel Wien und im Rahmen der Dschungel Academy (Workshop) unter der Leitung von Manfred Horak

Regie Sara Ostertag
Komposition: Clara Luzia (Clara Priemer-Humpel und Catharina Priemer Humpel)
Ausstattung: Christian Schlechter
Spiel, Tanz, Choreografie: Michèle Rohrbach, Martina Rösler, Steffi Wieser
Tenor, Spiel: Richard Klein
Dramaturgie: Anita Buchart
Produktion: Florian Eschelbach