till-eulenspiegel-jeunesseGeht ein Schelm auf Reisen, um seinen Mitmenschen einen Bären aufzubinden, in dem er Gesagtes oder eine Redensart absichtlich falsch versteht. Till Eulenspiegel also kehrte im Berio Saal vom Konzerthaus ein, damit Kinder ein paar Streiche lernen.

Der musikalische Theaternachmittag entwickelte sich von Beginn an zu einem großen Lacherfolg. Zunächst nahmen vier Musiker auf der Bühne Platz, die dem jungen Publikum klassische Musik näher bringen wollten. Wollten, wäre nämlich nicht ein Störefried im Saal, der am Handy telefonierte und lautstark die Schönheit der dargebotenen Musik proklamierte, und die Musiker (die sich freilich in ihrer Konzentration gestört fühlten und sich bei ihm beschwerten) bat, sie mögen doch bitte ruhig weiterspielen. Ruhig weiterspielen, als ob das bei diesem Lärm möglich wäre, vor allem, als dieser komische Kauz begann, auf der Bühne herumzuwerken. Alle (die Musiker freilich ausgenommen) wussten es natürlich längst, dass es sich nur um Till Eulenspiegel handeln kann. Martin Schwanda (Schauspiel, Regie, Libretto) als Till Eulenspiegel, trat kurz darauf sogar in den aktiven Dialog mit den Kindern, die dieses Angebot dankbar annahmen. Die Musiker Lukas Hagen (Violine), Iris Juda (Viola), Josef Radauer (Kontrabass) und Ib Hausmann (Klarinette) sorgten nicht nur für stimmungsvolle Musikeinlagen von Mozart (Österreichische Bundeshymne) bis Folklore, von Strauss (Radetzkymarsch) bis Klezmer, sondern erwiesen sich auch als veritable Komödianten, denen ununterbrochen irgendein Streich gespielt wurde. Martin Schwanda brauchte nicht viel, um das Hauptaugenmerk auf sich zu lenken, optisch reichte dafür gerade mal die typische Eulenspiegel-Kappe, aber nicht einmal diese hätte er vermutlich gebraucht, denn als Darsteller war er bei diesem Jeunesse-Spektakel (einmal mehr) eine Klasse für sich, riss das (junge wie ältere) Publikum mit und erzeugte Aufmerksamkeit mit einfachsten Mitteln. Die ausgewählten Streiche bzw. Eulenspiegeleien boten harmlos humoristisches (wie z.B. der Streich mit den Schneidern) bis hin zu richtig fiesen, z.B. wenn er sich als Wunderarzt ausgab. (Manfred Horak)

Kurz-Infos:
Till Eulenspiegels lustige Streiche
Bewertung: @@@@
Jeunesse Piccolo im Wiener Konzerthaus (Berio Saal)

Kritik zur Aufführung am 6.11.2010 (15 Uhr)

Mitwirkende:
Martin Schwanda (Till Eulenspiegel), Lukas Hagen (Violine), Iris Juda (Viola), Josef Radauer (Kontrabass), Ib Hausmann (Klarinette)

CD-Tipp:
Ludwig Hirsch liest Till Eulenspiegel