chiffonade_teaserErstmals gab es in Österreich Tanztheaterperformances für Kinder ab 1 Jahr zu sehen, natürlich auf Initiative von szene bunte wähne, deren Tanzfestivals im Dschungel Wien (Museumsquartier) mit großem Erfolg über die Bühne ging.

Was in einigen anderen Ländern gang und gäbe ist, war bisher in der "Kulturnation" Österreich unbekannt, nämlich eine Kulturveranstaltung für Kinder ab eins. Die zwei zur Aufführung gebrachten Stücke waren daher auch keine Produktionen aus Österreich, sondern aus Spanien ("Mua Mua") und Frankreich ("Chiffonade"). Was auffiel war, dass die einjährigen deutlich in der Minderzahl waren, gewisse Vorbehalte bzw. Scheu der Eltern dürfte da sicherlich eine Rolle gespielt haben, Neues in Österreich zu etablieren ist ja eine eigene G'schicht' für sich. Nun, die 2- und 3-jährigen hatten jedenfalls ihren Spaß, vor allem beim klar reizvolleren, und auch konsequenteren, Stück "Chiffonade" im Gegensatz zu "Mua Mua", das wiederum damit punkten konnte, dass die zwei Darstellerinnen den direkten Dialog mit dem jungen Publikum suchten, das Stück sich zu guter Letzt in Spielplatzatmosphäre auflöste.

Kind: Warum wird dunkel gemacht?
Vater: Damit wir besser sehen können.

Ja, und Fragen wurden gestellt, wobei die Antworten durchaus Unterhaltungswert hatten. Während der Aufführung freilich war es hingegen still - na ja, zumindest fast, eine Stecknadel hätte man nicht gehört - die Aufmerksamkeit so weit vorhanden, dass gelacht und laut gestaunt wurde und einige Kinder immer wieder chiffonadeAusreißversuche Richtung Bühne unternahmen, was ja ein großes Kompliment ist. Die wenigen Einjährigen widmeten sich ebenfalls mehr der grandios agierenden Solotänzerin Michèle Dhallu der Carré Blanc Company in "Chiffonade" als dem spanischen Duo von Da.Te Danza aus Granada in "Mua Mua". Da war dieses Zurückschauen und Grinsen zu Vater, Mutter, ob diese selbst es eh auch genießen und grinsen und da war diese intensive Beobachtung, was die Ausführenden denn so machen: Tücher wurden in die Höhe geworfen, Figuren erdacht, Palmen, mehr noch, ein ganzer Strand geschaffen. Dhallu bewegte sich in "Chiffonade" im ersten Drittel in einer Stoffkugel, streckte sich darin, zerkugelte sich darin, bog und krümmte sich. Bewegung als kreatives Erlebnis. In "Mua Mua" standen mehr Rhythmik und synchronische Ausdrucksformen im Vordergrund, weniger die Fantasie, mehr die Alltäglichkeit. Vollends in den Bann gezogen waren die Kleinen, als Dhallu die Bühne in einen Ozean verwandelte, in diesem schwamm, flitzte und (Richtung Publikum) spritzte. Ästhetik kann auch Spaß machen. Gewinnbringend. (mh) 

Foto: Michèle Dhallu in "Chiffonade", Schöpferin von Palmen und Vulkanen (Photo: szene bunte wähne)