Norbert Schneider Ollas Paletti Foto Georg Buxhofer

Norbert Schneider veröffentlicht mit dem Album "Ollas Paletti" sein fünftes Dialekt-Album, sein mit Abstand bestes bisher.

Die alten Meister aus der Blues- und Gospel-Musik kennt Norbert Schneider sehr gut, ebenso den Groove und das Feeling, die notwendig sind, aus den Ingredienzien Gospel-Wienerlied-Soul-Blues ein großes, geradezu herausragendes Album veröffentlichen zu können. "Geschrieben, arrangiert und produziert von Norbert Schneider" steht auf der Rückseite des Albums "Ollas Paletti" als Grundinformation, wie die zehn neuen Lieder entstanden sind. "Als Arrangeur und Produzent will ich mit dem Album ein Statement setzen", erzählt Norbert Schneider, "denn ich finde, dass vieles was heute produziert wird, zu sehr auf den schnellen Hit ausgerichtet ist." Dieses Album ist wahrlich für ein Zwischendurch-Hören zu schade, denn der Sänger und Gitarrist begibt sich hier mit seinen Texten in die große Thematik Vergänglichkeit, Liebe und spirituelle Bedürfnisse. Norbert Schneider: "Diesem Album sind einige schwierige Jahre vorausgegangen. Der Tod mir sehr lieber Menschen hat mir meine Unbeschwertheit für einige Zeit genommen. Ich wusste natürlich, dass ich dem nicht entkommen konnte, es irgendwann in und aus meinen Liedern rausbrechen wird, ja muss." Eine musikwissenschaftliche These besagt, dass die größten Alben aus Seelenschmerz eines Musikers entstehen, man denke da nur an "Blood on the Tracks" von Bob Dylan, aber anders als Dylan hat der in NÖ geborene Norbert Schneider diese harten Themen durch die Musik einen fast schon schonungslosen Optimismus entgegengestellt, sowie eine Art Zweckoptimismus, wie es bereits im Albumtitel herauszulesen ist.

Norbert Schneider Ollas Paletti Albumcover"Für mich", sagt Norbert Schneider, "muss Musik positiv sein. Ich glaube ernsthaft, dass es sie überhaupt nur deshalb gibt. Mit destruktiver Musik kann ich gar nichts anfangen. Musik kann mich zum Nachdenken anregen, Blickwinkel ändern, verstören, schockieren, aber in erster Linie muss sie mich aufbauen. Deshalb liebe ich auch die Gospelmusik. Vor allem Gospel-Quartett-Gruppen wie die Soul Stirrers oder die Dixie Hummingbirds haben es mir angetan. Obwohl die an etwas anderes glauben, fühle ich mich von dem spirituellen Vibe, der mich beim Zuhören erreicht, stark angezogen." Und so zieht uns Norbert Schneider ins Album mit einem Gospel rein. A capella umgesetzt. lädt er da seine "Gospel-Batterie" auf, und singt: "mei Gospel Batterie is do um Hoit zu geben / weil jeder is amoi drau, an jeden darwischts amoi im Leben". Gesangliche Unterstützung erhält Norbert Schneider von Tini Kainrath und Alex Horstmann. Dieses Gospel-Feeling wird in seiner ganz eigenen Meisterklasse im Lied "I wü an wos glaum" fortgeführt, in dem Norbert Schneider einmal mehr mit seiner Gitarrenkunst groß aufzeigt. "Seit vielen Jahren versuche ich mich daran, diese Musik in meine Sprache und in meine Art von Glauben zu holen. Und ich denke, das ist mir jetzt endlich geglückt. Durch die ganze Platte zieht sich ein Gospel-Feeling, das natürlich zusätzlich auch sehr durch die Gesänge von Tini Kainrath und Alex Horstmann geprägt ist. Es war nicht einfach diese Positionen zu besetzen." Von Blues und Gospel inspirierte Lieder auf Deutsch im Dialekt zu singen, ist weiterhin nicht selbstverständlich und in dieser Qualität schon gar nicht. Begonnen hat der sympathische Sänger mit englischen Texten und seiner ersten Band "Vienna City Blues Band". Recht bald konnte er von der Musik leben und war danach bei der Rockabilly Band Voodoo Surfers und danach gründete er mit der ehemaligen Rythmus-Gruppe der Mojo Blues Band die Band R & B Caravan, mit der er erste internationale Erfahrungen sammeln konnte. Nach einigen Solo-Alben in englischer Sprache war es dann 2013 erstmals so weit, dass Norbert Schneider mit "Schau ma mal" sein erstes Dialekt-Album veröffentlichte. Der kleinste gemeinsame Nenner von allen seinen Alben ist, dass es keine glatten Produktionen sind, kein "Niederbügeln, glätten, komprimieren", wie es der Sänger formuliert. "Gemeinsam mit einer Weltmeister-Band habe ich mich im Studio im Kreis aufgestellt und das Album in zwei Tagen live auf ein 8-Spur Tonbandgerät aufgenommen." Verzichtet wurde auf jedwede Tricks und Mätzchen, alles ist pur und handgemacht, ganz ohne Auto-Tuning, dafür mit umso mehr Dynamik und unglaublichen Stimmungsmomenten in Liedern, die einfach nur schön sind. Mit diesem Album bringt uns Norbert Schneider durch den härtesten Winter, seine Melodien treffen ins Ohr, seine Texte ins Herz. Ein Album fürs Leben. //

Text: Manfred Horak
Foto: Georg Buxhofer

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