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tunesmith-wienerroither"Tunesmith ist mein derzeitiges Lieblingsprojekt", verrät der Gitarrist, Sänger und Ö1-Mitarbeiter Klaus Wienerroither im Gespräch mit Kulturwoche.at. "All Kinds Of Everything" heißt das dritte Album der 2006 gegründeten Band von Sasha Saedi, Philipp  Riegler, Michael 'Becki' Prowaznik und Wienerroither, der über die Entstehung des neuen Tonträgers, die Suche nach dem perfekten Pop-Song und seine wichtigsten musikalischen Einflüsse erzählt.

Klaus, du bist der Sänger und der zentrale Songwriter von Tunesmith. Mit welcher Musik bist du als Jugendlicher aufgewachsen?

Ich habe einen Bruder, der fünf Jahre älter ist als ich, bei dem habe ich immer ein wenig mitgehört. Er hat viel Black Music gehört, hatte aber z.B. auch einmal eine Prog-Rock-Phase. Aber auch Pink Floyd und solche Sachen hat er oft gehört. The Beatles waren für mich ein total prägender Einfluss. Dadurch, dass mein Bruder aber auch ein sehr guter Amateur Jazz-Musiker ist, habe ich bei ihm auch viel Jazz gehört. Ich habe meine musikalische Karriere später auch als Jazz-Gitarrist begonnen. Die Beschäftigung mit Rock kam eigentlich erst später.

Wie kam die Band Tunesmith zusammen?

Wir kennen uns alle schon recht lang, zwei Leute kenne ich noch vom Studium, und wir haben uns auch privat immer gut verstanden. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir auch musikalisch gut harmonieren. Die Bandgründung war eine sehr spontane Sache, genauso wie unser Bandname, der auf einmal irgendwie ganz zufällig aufgepoppt ist, weil ich damals das Buch "Tunesmith" des legendären Songwriters Jimmy Webb gelesen habe. Unser Debüt-Album "No Tourists" ist dann auch relativ rasch und unkompliziert entstanden. "All Kinds Of Everything" ist jetzt unser drittes Album.

Ihr schreibt in eurer Band-Info, dass ihr auf der Suche nach dem perfekten Pop-Song seid. Wie ist das zu verstehen?

Das ist unsere Suche nach dem heiligen Gral, die einen zwischendurch auch manchmal verzweifeln lässt, weil es einfach schon so viele gute bzw. perfekte Songs gibt, die man im Hinterkopf abgespeichert hat! Dieser Anspruch, den perfekten Pop-Song zu finden, wurde auch bei Erscheinen unseres ersten Albums sehr kritisiert bzw. wurden wir von Teilen der Kritik als größenwahnsinnig bezeichnet, dass wir Leute wie The Beatles oder Beach Boys als unsere Vorbilder angeben. Im Prinzip heißt dieser Anspruch aber nichts anderes, als dass wir uns nicht nach unten orientieren wollen, sondern, dass man eine tolle Nummer hört und sich denkt: Ich möchte das auch irgendwie schaffen! Oft scheitern wir auch bei unseren Versuchen, aber es geht einfach darum, den Fixsternen auf unserem Songwriter-Himmel nachzueifern.

Du bist ja auch mit verschiedenen anderen Projekten aktiv, aber Tunesmith ist die erste Band, bei der du Lead-Sänger bist, stimmt's?

Ja, genau. Es gab am Anfang der Band auch einen anderen Sänger, den derzeitigen Gitarristen Philipp Riegler, aber er konnte eine Zeitlang nicht in der Band mitwirken, und so hat es sich eher zufällig ergeben, dass ich als Lead-Sänger eingesprungen bin. Ich habe natürlich früher auch schon gesungen, doch eigentlich bin ich ja Gitarrist. Auch das mit dem Songwriting für Tunesmith war Zufall.  Ich habe früher oft Songs für andere geschrieben, und das ist wieder so ein Bezug zu Jimmy Webb, weil bei ihm war es ja genau so. Oder auch bei Carole King war das ähnlich. Sie hat in der Frühzeit ihrer Karriere Songs für andere Künstler geschrieben, hat aber gleichzeitig immer schon selbst gesungen. Zurück zu Tunesmith: Das Singen hat mich als Musiker unglaublich weitergebracht, weil die Stimme einfach das direkteste Instrument und die direkteste Möglichkeit, Stimmungen zum Ausdruck zu bringen, ist. Früher war es für mich oft schwierig, dass ich Songs für andere Leute geschrieben habe, aber meine Gefühle und meine Gedanken den Leuten nicht so überstülpen wollte. Das kann bei spezielleren Arten von Songs schwierig sein. Das fällt jetzt weg. Jetzt singe ich meine Songs selbst, und das Singen war eine tolle Erfahrung für mich.

Einer der Songs, der auf dem neuem Album "All Kinds Of Everything" heraussticht, ist "Swan Song", zu dem ihr auch ein tolles Video gemacht habt. Kannst du dich noch erinnern, in welcher Situation du dieses Stück geschrieben hast?

Ja, mit dem Video sind wir sehr zufrieden. Das haben wir gemeinsam mit den Leuten von Illuminati gemacht, die haben auch beim letzten Album schon zwei Videos für uns gedreht. Wann ich das geschrieben habe?  Das war eine eher dunkle Phase in meinem Leben, und der Refrain hat ja auch so was leicht Zynisches. Der tunesmith-allkindsofeverythingSchwanengesang ist ja ein klassisches Motiv, der Schwan singt bevor er stirbt. Das kommt ja auch in Opern öfters vor, soviel ich weiß. Auch in klassischen Liedern kommt der Schwanengesang vor. Gibt es nicht sogar vom Schubert so ein Lied? Egal, für mich ist das einfach so ein Mythos, der sich über die Jahrhunderte immer wieder weiterverbreitet. Mir war auch nach dem Schreiben sofort klar, dass der Song stark von Depeche Mode beeinflusst ist. Beim Schreiben selbst dachte ich überhaupt nicht daran, aber als das Lied fertig war, war der Einfluss nicht zu leugnen. Ich finde das auch völlig okay. Alle großen Künstler hatten wichtige Einflüsse, die sie inspiriert haben. Es gilt zwar manchmal als uncool, dass man das benennt, aber es ist einfach so.

Jetzt noch die Frage für die Gitarre-Fetischisten unter unseren Leser/innen - welche Gitarren hast du auf dem neuen Album verwendet?

Für die Gitarrenparts, die ich eingespielt habe, war die Hauptgitarre meine Gibson 335. Ich glaube, sie ist Baujahr 1980, aber das weiß ich nicht genau, bin da kein Experte (schmunzelt). Diese räudigen, teilweise sehr verzerrten Sounds kamen von einer Fender Telecaster, die hat Philip Riegler recht viel verwendet. Und dann gibt es noch eine 12-seitige Akustik-Gitarre, die nur teilweise doppelseitig bespannt ist. Die habe ich zwar nicht am Album verwendet, aber sie ist in dem Beitrag, den die ORF-Sendung Aviso über unser neues Album gemacht hat, zu sehen. Diesen Bericht  kann man auch auf unserer Facebook-Seite anschauen. Diese Gitarre war nicht mal teuer, die haben wir auf dem Flohmarkt gefunden. Aber sie ist bundrein und klingt super.

Du selbst bist ja mit deinen anderen Projekten auch noch in anderen Genres wie Jazz, Schlager und Wienerlied tätig. Wie schaffst du das, all diese verschiedenen Dinge zu vereinen?

Für mich ist Musik eine Spielwiese. Es gibt ja Leute, die finden ihr Ding und verfolgen das bis an ihr Lebensende und machen dann z.B. nur noch Rock. Wenn man bei mir den iPod durchschaut ist da von Klassik bis Slayer quer durch den Gemüsegarten alles drauf. Ich liebe die Unterschiede und finde fast bei jedem Genre irgendetwas, was mich fasziniert. Und ohne jetzt arrogant klingen zu wollen, glaube ich, dass ich auch die Fähigkeiten habe, mich in verschiedenen Musikstilen auszudrücken. Mich nur auf ein Genre zu konzentrieren, wäre für mich eine Beschränkung. Was ich aber nicht mag, ist bei einem Projekt die verschiedenen Genres zu mixen. Bei einer Tunesmith-Nummer z.B. ein Bebop-Gitarren-Solo zu spielen, kommt für mich nicht in Frage.  

Was sind eure nächsten Pläne?

Das ist momentan noch alles ein wenig in der Schwebe. Wenn man das Video von "Swan Song" genau anschaut, sieht man ja irgendwann unseren Schlagzeuger Becki mit einem Schild, auf dem "Philadelphia" drauf steht. Das war zwar einerseits ein Joke, entspricht aber andrerseits der Wahrheit. Er hat nämlich vor kurzem in Amerika geheiratet und ist nach Philadelphia gezogen. Deswegen wurde die Band jetzt ziemlich kurzfristig auseinandergerissen, und wir überlegen gerade, ob wir aus diesem Grund in der nächsten Zeit einmal nur ein paar Unplugged-Auftritte machen. Unsere Songs sind ja sehr wandlungsfähig, man kann sie gut mit voller Besetzung aufführen aber auch solo performen. So entstehen ja auch die meisten unserer Songs: Ich sitze alleine mit der Gitarre oder am Klavier und schreibe einen neuen Song. Wie es konkret mit der Band weitergeht ist also noch offen, aber was soll man machen, gegen die Liebe ist man machtlos (schmunzelt). Becki ist aber jetzt noch ca. sechs  Monate in Österreich, bevor er endgültig in die USA übersiedelt, und wir überlegen, ob wir in dieser Zeit nicht sogar gleich noch das nächste Album mit ihm aufnehmen sollen, weil Becki einfach der beste Drummer ist, mit dem ich jemals zusammengespielt habe.

Interview: Robert Fischer

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