Das Filmarchiv Austria widmet dem Regisseur, Autor und Fotografen Wim Wenders eine umfassende Retrospektive seiner Filme, sowie die Ausstellung "Frühe Photographien. 60er-80er Jahre".

Ein Maler des Raums

Zu sehen sind 70 Arbeiten des außergewöhnlichen Kunstschaffenden, die auch Werke aus jungen Jahren und einer äußerst kreativen Zeit seines Lebens zeigen. Fotografie begleitete Wenders sein Leben lang. Bereits mit sechs Jahren griff er zur Kamera und war fasziniert vom Akt des Moment-Aufnehmens selbst. Einen Ausschnitt aus der Welt auswählen, das Quadrieren, einen Rahmen bestimmen. Techniken, die er in seinem Studium der Malerei lernte, wurden so auf ein anderes Medium angewandt. Und wohl aufgrund der Erkenntnis, dass Film lediglich eine Fortführung der Malerei sei, erscheinen die Fotografien oftmals wie filmische Einstellungen, teils wie barocke Gemälde. Die Wendersche Melancholie ist auch im Standbild wiederzufinden, doch entsteht diese Ästhetik des selbstbenannten hoffnungslosen Optimisten aus einer Faszination für verlassene Orte.

Durch die Augen eines Weltreisenden

So kann man nicht von Nicht-Orten sprechen, die Wenders in seinen Werken festhält. "Meine Filme fangen da an, wo mich ein Ort interessiert. Eine Geschichte dient nur als Funktion eines Ortes. Mich interessieren eben keine Filme, bei denen man das Gefühl hat, sie könnten irgendwo spielen." Menschenleere Straßenbilder, Flugzeugwracks, abandoned places - Wim Wenders liebt das Wesentliche der Fotografie: die Konservierung der Zeit. Er greift in den Prozess des Verschwindens ein, hält zusammenfallende Leinwände von alten Drive-In Cinemas in Amerika fest und bewahrt eine Erinnerung an das Kinosterben der Nachkriegszeit. "Der Akt des Fotografierens ist eine Verstärkung des Sehens, eine Verstärkung des Erinnerungsaktes".

Wenders visuelles Notizbuch

So ist es eine warmherzige Melancholie, die die frühen Fotografien Wenders charakterisieren und zeigen einen nachvollziehbaren und spannenden Werdegang eines genialen Allrounders. Die Vielzahl an Polaroids sind anzusehen wie visuelles Notizbuch, wodurch die Ausstellung für Wenders Verehrer und Versteher einen wertvollen Einblick darstellt. Für all jene, die Wim Wenders nur als Filmemacher kannten, eine einmalige Chance sein transmediales Multitalent zu entdecken und zu bewundern. Während "Wim Wenders. Frühe Photographien. 60er-80er Jahre" im METRO Kinokulturhaus Wien bis 28.2. 2019 zu sehen ist, zeigt das Atelier Jungwirth in Graz bis 16.2.2019 die nicht minder beeindruckenden Fotoarbeiten von Ehefrau Donata Wenders unter dem Titel "Gestures of Light". //

Text und Fotos: Greta Kogler