Kunst im öffentlichen Raum ist nicht nur Zierde, sondern ein Statement: Zeitgenössische Kunst soll allen zugänglich gemacht werden. Städte erhalten so auch die Möglichkeit ein modernes Gesicht zu zeigen. Einladung zum Spazierengehen und Entdecken.

Salzburg ist wohl nicht die Stadt, an die man zu allererst denkt, wenn man über zeitgenössische Bildende Kunst spricht. Erwin Wurm ist vermutlich nicht der erste Name, den man mit der Stadt Salzburg verbindet. Anthony Craggs Skulptur zählt für Selfies Touristen nicht zum Hotspot, vor denen sie Schlange stehen - und doch: Kunst im öffentlichen Raum prägt Stadtbilder und gibt selbst von Touristen und Tradition überfrachteten Städten wie Salzburg Gelegenheit ein anderes, modernes Gesicht zu zeigen.Kunst im öffentlichen Raum ist nicht nur Verzierung - sondern nimmt stets Bezug auf das Rundherum. Es gibt kleine Geschichten preis, die mitunter nur wenig bekannt sind. Geschichten vom Ort, an dem es sich befindet, von der Umgebung, für die es konzipiert wurde.

Jede Gurke ist individuell verschieden,
aber doch sofort als Gurke erkennbar
und einem Ganzen zuordenbar
…ähnlich den Menschen.
(Erwin Wurm)

Von Bundesland zu Bundesland sind Förderung und Finanzierung von Kunst im öffentlichen Raum zwar unterschiedlich, zeitgenössische Kunst soll jedoch für jedermann zugänglich gemacht werden - unabhängig von Einkommen und Herkunft. Diese Grundidee entstand erstmals in den 1960er Jahren, als Künstler begannen Kunst außerhalb von Museen zu zeigen.In Salzburg hat sich die Salzburg Foundation der Kunst im öffentlichen Raum angenommen. Gegründet 2001 als Ergänzung zum traditionellen Musik- und Theaterangebot von Salzburg, hat die Privatstiftung in dem für zehn Jahre angesetzten "Projekt Salzburg" pro Jahr einen (insgesamt also zehn zeitgenössische) Künstler eingeladen, ein Kunstwerk im öffentlichen Raum zu verwirklichen. So finden sich 2016 Erwin Wurms "Gurken" und Anselm Kiefers "A.E.I.O.U." im Furtwänglerpark oder Anthony Craggs "Caldera" am Makartplatz. Entlang der Längsseite des Landestheater wandelt Thomas Baumanns Lichtinstallation "Stimono" in Theater und Foyer aufgenommene Geräusche in Lichtsignale um und bindet so auch Menschen ein, die nicht ins Theater gehen (können). Marina Abramovic lädt mit "Spirit of Mozart" in der Verkehrshölle an der Staatsbrücke zu einer meditativen Übung ein.

  • 001_erwin-wurm_gurken
  • 002_erwin-wurm_gurken
  • 003_anselm-kiefer_aeiou
  • 004_anselm-kiefer_aeiou
  • 005_anthony-craggs_caldera
  • 006_anthony-craggs_caldera
  • 007_anselm-kiefer_aeiou
  • 008_anthony-craggs_caldera
  • 009_marina-abramovic
  • 010_marina-abramovic_spirit-mozart


Kunst und Rüben

Nach Ablauf des "Projekt Salzburg" entschied sich die Salzburg Foundation ihre Unternehmung als temporäre Projekte fortzusetzen, die jeweils auf dem Krauthügel und in der Kollegienkirche realisiert werden. Apropos Kraut: "Rüben" heißt jene dreiteilige Installation, die aus Rübenerntemaschine samt Rüben und einem aufgestellten, eingerollten Straßen- bzw. Radwegstück besteht, und auch die Festung, unter der sie aufgestellt ist, mit einbezieht: Dem einstigen Faulpelz Leonhard von Keutschach, der die Festung Salzburg ausgebaut hat, soll von seinem Onkel eine Rübe nachgeworfen worden sein. Keutschach besann sich daraufhin, änderte seinen Lebenswandel, wurde fortan fleißig und sodann Erzbischof und Landesfürst. Die Rübe steht im Familienwappen als Symbol für Wohlstand. Nun verfault sie als Vanitas-Motiv auf der Installation von Andreas Slominski unterhalb der Festung. Für eine inhaltlich tiefergehende Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum in Salzburg empfehlen wir die Führungen mit der Kunstvermittlerin Anita Thanhofer. //



Text: Anne Aschenbrenner

Fotos: Salzburg Foundation

Dieser Text erschien in verschiedenen Fassungen
in Die Furche (August 2016)
und in
My blog! What else?! (Oktober 2016).