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Sophie Zelmani live in WienDie Prinzessin der traurigen Gedanken präsentierte ihr neues Album "The Ocean and me" und erfüllte einmal mehr die Szene Wien mit uneitlem Wohlklang und unprätentiösen Sehnsüchten in einer hoch motivierten Performance. Sophie Zelmani live, eine echte Madonna der Gefühle.

Als ob sie den Staub der Landstraße und den Lärm der Großstädte abschütteln wolle, horcht die Sängerin aus Schweden in sich hinein und atmet beinahe lautlos ihre Texte aus. Zerbrechlich, fragil, zart besingt sie die melancholischen Momente ihres oder irgendjemandes Leben, begleitet von einer starken Band, die ebenfalls den Druck nach innen ausübt. Ja, da muss man schon sehr genau hinhören, um zu begreifen, was da passiert. Und streckenweise führte Sophie Zelmani und ihre Band derart weit in die Stille hinein, wie es sonst nur Kurt Wagner und seine Lambchop bei der Tour zu "Is a Woman" imstande waren. Ähnlichkeiten sind tatsächlich durchaus auch vorhanden - dort der nicht allzu schlanke Mann mit Sophie Zelmani live in der Szene Wien 2008Baseballkappe am Stuhl sitzend, hier die zarte Frau mit dem Piratentuch am Stuhl sitzend - und beide ihre Band voran- bzw. hinein treibend. Die Folk-orientierten Pfade werden nur selten verlassen, kaum, dass andere Elemente - z.B. karibische - auftauchen und fast noch seltener, dass der Pegel Richtung Rock wandert. Wie auch immer. Lieder aus ihren diversen Alben standen am 24. September 2008 in der Szene Wien auf der Set-List, unter anderem die gefühlvoll intonierten Lieder "Memory loves you", "The Ocean and me" [aus dem gleichnamigen aktuellen Album; Anm.], "Travelling", "Moonlight", "Gone with the madness" und natürlich "Dreamer". Der absolute Höhepunkt des Konzerts lieferte die stets schüchtern wirkende Zelmani jedoch mit der Coverversion von Bob Dylans "Most of the Time" [aus "Oh Mercy!". Zelmanis Studio-Version ist auf dem Soundtrack "Masked and Anonymous" zu hören; Anm.]. Eine wunderbare Neuinterpretation, an Wehmut nicht zu überbieten. Alleine diese Version war den ganzen Abend wert. Packend. Auffallend auch die Absenz des Lächelns, obwohl sie während des Konzerts sogar meinte, dass es ihr sehr gut gehe. Großes Konzert einer ganz großen Komponistin unserer Zeit. (Manfred Horak; Fotos: Archiv Sophie Zelmani)

Link-Tipps:
Sophie Zelmani - Memory Loves You