anna-maria-krassnigg-2012-1Die zu Weihnachten geborene Theaterregisseurin und Autorin Anna Maria Krassnigg feierte 2012 ihren fünften Geburtstag als künstlerische Leiterin von Salon 5. Im Rahmen unserer Wünsch-Dir-was-Reihe gab sie uns ihre Weihnachtswünsche bekannt, und sie erzählte uns, was ihr Weihnachten heute noch bedeutet.

Der Begriff Salon dieser wunderbaren Begegnungsstätte im Brick-5 in der Fünfhausgasse 5 in 1150 Wien kommt nicht von ungefähr, da es kein herkömmliches Theaterhaus ist, sondern auf mehreren (nämlich auf 5 definierten; eh klar!) Ebenen wirkt. Logisch daher, dass sich Anna Maria Krassnigg von Teresa Zoetl vor der sechsten Zahl der Fibonacci-Folge, dieser Primzahl mit immenser kultureller Bedeutung, fotografieren ließ.

Kulturwoche.at: Was erwartest und erhoffst Du Dir von 2013 und generell von der Zukunft?

Anna Maria Krassnigg: Ich erwarte mir weitere Diffusion und Zerstreuung der Menschen und ihrer Energien, davon profitierend zielgerichtet egomanische Geschäftemacherei einiger Krisengewinnler. Ich wünsche mir Konzentration, Authentizität, Tiefe.

Was fällt Dir zu den folgenden Stichworten ein?

Interventionen

Gut und interessant, wenn sie von Inhalt ausgehend ihre Form finden, langweilig, wenn es umgekehrt ist.

Visionen

Nichts ist nötiger in unserer verwirrten, verwirrenden Zeit und Welt

Illusionen

Dingfest machen, enttarnen, heilen und in Visionen überführen (s.o.)

Interkreativität

Eine künstlerische Notwendigkeit mit großer Tradition gerade in Wien, spätestens seit den Wiener Secessionisten.

Zeitgeist

Geist, Geistigkeit, findet grundsätzlich in der Zeit statt, sonst ist er haltlos und/oder sentimental. Das Wort Zeitgeist braucht es also nicht, ich kann wenig damit anfangen.

Was waren für Dich die wichtigsten Ereignisse in der Kunst- und Kulturszene von 2012?

Es gab wunderbare Einladungen an den WFW - und prägend für das Jahr finde ich (obwohl das hierzulande noch gar nicht genügend Bewusstseinsraum bekommen hat, im Ausland aber stark wahrgenommen wird) die Entwicklung der zeitgenössischen Musiktheaterszene. Da beginnt Wien wieder eine Vorreiterrolle zu spielen, die der Stadt generell gut zu Gesicht stehen würde...

Denkst Du heute noch gerne an Weihnachten aus Deiner Kindheit zurück?

Ja. Ich mochte diese Zeit immer sehr. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich zu Weihnachten geboren bin.

Magst Du Weihnachten bzw. was bedeutet Dir heute noch Weihnachten?

anna-maria-krassnigg-2012-2JA, ich mag dieses Fest. Zum einen bin ich ein in gewisser Weise gläubiger Mensch. Ich halte das menschliche und philosophische Programm von Jesus Christus (ich spreche nicht davon wie das institutionell teilweise verdreht wurde und wird!) für eine echte Möglichkeit einer positiven, menschenwürdigen Zukunft - einen der wenigen Wege. Sich den wahnwitzigen, vorweihnachtlichen Konsumtrubel vom Leib zu halten, ist eine Frage intelligenter Entscheidungen, nicht mehr. Wien ist im Schnee (let‘s hope!) für mich am schönsten, als würde diese fahrige Stadt endlich zu Ruhe und Eleganz kommen. Ich verbringe diese Zeit bewusst so ruhig wie mit Familie und zwei Kindern möglich...

Welche Wünsche hast Du an das Christkind/den Weihnachtsmann und welche an die österreichische Regierung bzw. an die Regierungen dieser Welt?

Den Weihnachtsmann kenne ich nicht. Wenn der kleine Christus zur Erfüllung meiner Wünsche beitragen könnte, würde ich eben jenen nach Konzentration, auf das Wesentliche, auf gelingende Kommunikation, auf Mut zur Offenheit dringlich beim Krippenkind deponieren. Von der Regierung wünsche ich mir, dass sie ihre Arbeit macht. Dass sie agiert, klar kommuniziert, entscheidet anstatt zu lavieren und fragwürdige kleine und große Pakte zu schließen. Ich wünsche mir Kompetenz statt Etikettenschwindel.

Welche Erinnerungen wirst Du voraussichtlich an das Jahr 2012 behalten?

Die einer allgemeinen, definitiv für die Welt und ihre Bewohner nicht haltbaren Beschleunigung. 2012 hat es da einen neuerlichen Ruck gegeben. Viele Menschen empfinden das. Aber auch die Erinnerung an rückhaltlose die Solidarität wunderbarer Menschen. Mit Hölderlin: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. //

Interview: Manfred Horak
Fotos: Teresa Zoetl
Die komplette "Wünsch-Dir-was" Interview-Reihe gibt es im E-Zine No 3 zu lesen.

Link-Tipp:
Salon 5