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Die junge Literaturwissenschaftlerin Daniela Chana legt mit "Erika Mann und die 'Pfeffermühle'" eine kurzweilige und hochinteressante Abhandlung über das Cabaret und Erika Manns Beitrag in der Schweiz vor. Eine Empfehlung von Nadia Baha.

Wer hierzulande "Mann" hört, denkt - je nach Hunger oder Bildungsstand und Interessenlage - an eine Bäckerei oder an Literatur. Doch auch der Begriff Cabaret sollte sich aufdrängen. Warum? Erika  Mann leistete mit der Pfeffermühle einen entscheidenden Beitrag für das Erblühen einer  Cabaretlandschaft in der Schweiz. Aber der Reihe nach.

Zunächst, wie es sich für eine gute Einstimmung auf das Thema gehört, nimmt Daniela Chana den Leser bzw. die Leserin an der Hand und führt durch die Geschichte des Humors, des Cabarets und des Witzes. In diesem Abschnitt erfährt man, dass Varieté und Cabaret deutliche Unterschiede aufweisen und dass Cabaret und Comedy so etwas wie Antipoden sind. Ja, da wird nochmals deutlich, wo der Barth seine Inspiration holt. (Nämlich aus dem seichten Teich der billigen Lacher).

Besonders wichtig ist auch, dass Chana die politische Dimension des Cabarets betont und sehr hervorhebt. Die ist in Zeiten, in denen manche selbsternannte Comediens mit hohlen Phrasen und hirntoten Witzchen Hallen füllen, richtig wohltuend. Ja, Cabaret sollte etwas zu sagen haben und das auch sagen!

Viel zu sagen hatte Erika Mann mit der "Pfeffermühle". Sie versuchte zur Zeit der Nazis ein Exilcabaret in der Schweiz zu errichten und feierte damit auch einige Erfolge. Hoch interessant ist auch, dass Daniela Chana, in detaillierter Recherchearbeit, immer wieder Originaltexte vorstellt, die Seitenhiebe und oft versteckte Kritik entschlüsselt. Oft wird behauptet, dass es in "schlechten Zeiten" das "beste Kabarett" gibt. Dieser Satz hat durchaus seine Richtigkeit. Was Dadaismus (Ja, auch vermeintlich "Unpolitisches" kann sehr poltisch sein!) und die "Pfeffermühle" gemeinsam haben, ist sicherlich das Hochhalten des Humanismus und der Wunsch nach Frieden.

Daniela Chana begnügt sich aber nicht damit, in der Vergangenheit zu schwelgen, sondern zeigt auch an drei aktuellen Beispielen, dass es in der Schweiz auch heute würdige Nachfolgerinnen und Nachfolger gibt. Sie gibt in ihrem Buch Ursus & Nadeschkin, Andreas Thiel und schön&gut eine Plattform. Es ist zu hoffen, dass diesen drei Acts damit etwas mehr Aufmerksamkeit beschert wird. Insgesamt ist das Buch ein Werk, das nicht nur Cabaret-Interessierten zur Freude gereichen wird. Intelligentes Lesevergnügen.


Buch-Tipp:
Daniela Chana: Erika Mann und die Pfeffermühle
Dadaismus und die Anfänge des Cabarets in der Schweiz
Bewertung: @@@@@
Verlag: danzig & unfried (2016)

172 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-902742-10-9